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Die Durchführung des Programmes und die Art der Feier be—
schrieb die Linzer Tagespost Nr. 109, am 183. Mai 1877 und kann
dieser Darstellung mit Ausnahme des Inhaltes der Festrede, die
ohnehin dieser Festschrift beigegeben ist, hier ohneweiteres ein Platz
eingeräumt werdhen.
WVom Gibel des der israelitischen Kultusgemeinde gehörigen
Schulhauses in der Betlehemstraße, wie nicht minder vom zierlichen
Eingangsgitter zum Tempel herab verkündeten Flaggen in den öster—
reichischen und bairischen Landesfarben die bevorstehende religiöse Feier.
Das Innere des Bethauses schwamm im Lichtglanze zahlreicher Gas—
und Wachsflammen, welche mit der noch vorherrschenden Tageshelle
eigentümlich kontrastirten. Sowohl im Parterre als auf den Gallerien
waren sämmtliche Sitz- und Stehplätze mit Festtheilnehmern aller Kon—
fessionen, Stände und beiderlei Geschlechtes besetzt. Unter den geladenen
Ehrengästen bemerkten wir: den k. k. Statthalter Otto Freiherrn von
Wiedenfeld, den k. k. Hofrat Fürsten Metternich-Winneburg. den Landes⸗
hauptmann Dr. Eigner nebst Mitgliedern des Landesausschusses, den
Viee-⸗Präsidenten des k. k. Landesgerichtes Matthes mit mehreren Räten
dieser Justizbehörde, den k. k. Bezirkshauptmann Obermüller. von Linz,
den Bargermeister Dr. Wiser mit Gemeinderäten zur Seite. Die
Marktgemeinde Urfahr war gleichfalls durch ihren -Bürgermeister
Stadlbauer und Mitglieder des dortigen Gemeindeausschusses vertreten.
Als willkommener Gast war auch der frühere hiesige Rabbiner Dr. Frank
von Köln aus zum Feste herzugereist.
Rabbiner Dr. Jellinek aus Wien vollzog die Ceremonie des An—
zündeus des ewigen Lichtes, unter Begleitung eines Segensspruches,
welchem er ungefähr folgende Worte anreihte:: —
„„Das erste Wort auf dieser neuen Stätte der Andacht und Be—
lehrung sei Preis und Dank dem Gotte, der uns Alle diese neue,
große Zeit hat erleben lassen
Wir preisen ihn als treue Söhne Oesterreichs, daß die Wolken
geschwunden sind, die Stamm vom Stamm, Volk vom Volk trennten,
uͤnd das Licht der Gleichberechtigung Alle umstrahlt; wir danken ihm
als treue Bekenner des Judentums, daß am Himmel unserer Geschichte
die Sonne der Freiheit aufgegangen ist nach Jahrhunderten der Be—
drängnis und Bedrückunggg
O, dieses Licht, das ich soeben angezündet habe, es erinnert uns
an die grauen Tage der Vorzeit, da Israel noch vereinsamt unter
heidnischen Völkern im Morgenlande stand, das Licht eines reinen