Volltext: Deutsch-österreichische Feldpost 75-100 (75-100 / 1916)

Möcht' ob dieser modischen Kluft, 
Meinem Herzen machen Luft. 
Strecken heißt heut' die Parole, 
Streckt das Led"r zu der Sohle! 
Gummi streckt und Gummiband! 
Was man früher kaum genannt. 
Jetzt bekommt es erst den Wert, 
Der ihm eigentlich gehört. 
Streckt das Fleisch, und laßt den Braten 
Ohne Fett auch gut geraten! 
Streckt die Seife und das Oel, 
Streckt das Brot und streckt das Mehl! 
Streckt Gemüse, Erbsen, Bohnen, 
Sicherlich wird stth das lohnen; 
Denn durch dieses „Still-sich-fügen", 
Helfen wir den Feind besiegen. 
Nun heißt's auch, die Stosse strecken. 
Muß es da nicht Aerger wecken, 
S'ceht man jetzt die Damen „modisch"? 
Sagt, ist das denn patriotisch? 
Alles tut man gern und willig. 
Denn es ist nur rechit und billig. 
Daß die Frau teilt Mannes Leid, 
Wie sie teilte Mannes Freud'. 
Ich bin sicher patriotisch, 
— Wenn vielleicht auch recht altmodisch r— 
Sorgt' ich für das Volk doch schön, 
Schenkte ihm der Kinder zehn. 
Jungen fünf und nun, o Schrecken, 
Denk' ijchi wieder an das Strecken —* 
Mädels fünf! Soll'n die nun schön 
Nach der neuen Mode gehn. 
Wie soll da den Stoff ich strecken 
Bei fünf Meter weiten Röcken? 
Oh, ich weiß wohl, was ich mach: 
Ich lauf nicht der Mode nach! 
Schließlich geh'n wir alle gern 
Für das Vaterland unmodern! 
Eine Land sturm krau. 
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