Volltext: Deutsch-österreichische Feldpost 48-74 (48-74 / 1915 / 1916)

Die türkische Offensive. 
Das Hauptereignis der Berichtswoche voll 
zog sich an den Dardanellen: Die Türken haben, 
die Engländer aus Gallipoli verjagt und sind 
ihrerseits zum Angriff übergegangen. Dieser 
Schlag trifft in erster Linie die Engländer; ihr 
Ansehen ist dadurch in der Welt wieder ganz 
bedeutend zurückgegangen. Was hat man in Pärrs 
und London nicht über den „kranken Mann am 
Bosporus" gehöhnt. Man sah sich schon in Kon- 
stantinopel siegreich einziehen. Es ist aber anders 
gekönnnen, ganz anders. Erst mußten die stolzen 
Briten vor den Bulgaren die Flucht ergreifen, 
und nun zeigen sie auch deck Türken die Rück 
seite. Das ganze unheimlich kostspielige Darda 
nellenunternehmen ist vollkommen ins Wasser ge 
fallen. Für das großspurige Jnselvolk mag das 
furchtbar peinlich sein, nicht minder aber auch 
für die Verbündeten Englands, besonders für 
Rußland, dem doch auf dem Umweg über die 
Türkei Hilfe gebracht werden sollte. — Was 
Deutschland angeht, so ist eines der Hauptereiü- 
nisse der letzten Tage in der Bewilligung des 
10-Milliarden-Kredits seitens des Reichstages *u 
sehen. Der neue Kredit wurde gegen die Stim 
men von 29 Sozialdemokraten (Liebknecht-Gruppe) 
bewilligt. — Wie den Engländern in der Türkei, 
so ist es den Italienern bei den Grenzkämpfen in 
Oesterreich gegangen. Riesenverluste an Menschen 
und Mäterial und kein Erfolg. — Trotzdem über 
ist noch immer kein Ende des Krieges abzusehen. 
Unser aller Herzenswunsch: daß Weihnachten 
1915 im Frieden gefeiert werden möge, ist nicht 
in Erfüllung gegangen. Noch einmal müssen wir 
das Fest der Liebe in Blut und Eisen begehen. 
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