Volltext: Deutsch-österreichische Feldpost Nr. 23-47 (23-47 / 1915)

Er will nicht mehr länger warten! 
In der „Täglichen Rundschau" teilt Oberstabsarzt 
Dr. Geiß „Kleine Erlebnisse in großer Zeit" mit. 
So erzählt er z. B.: „Vom Vezirkskommando wird 
mir ein Mann vorgeführt zur Feststellung seiner 
Felddienstfähigkeit und zugleich folgender Brief mit 
abgegeben: 
„Wertes Vezirkskommando! Da ich nun genug 
! auf meine Orier gelauert habe und bis heute noch 
keine habe, darum kann ich es nicht mehr länger ver¬ 
bergen. Alle meine übrigen Kollegen sind schon seit 
dem ^September eingezogen. Ich, als kräftiger Land- 
! sturmmann, warum sollte ich nicht auch dem Vaterland 
i nochmal dienen? Während die übrigen viele schon 
45 zählen, ich aber erst 42! Darum fühle ich mich 
beleidigt und zurückgesetzt. So hübe ich nun aus 
meinem großen Schreiben gemerkt, daß ich von 
Herzenslust noch einmal Soldat spielen möchte. Von 
jeden wird man schief angekukt. Darum nochmals, 
wartet nicht mehr so lange. Am liebsten wäre es 
mir, wenn ich die Orter bekäme, binnen 3 Tage. Ich 
werde mich also einrichten. 
Hochachtungsvoll 
Karl Müller, Landwirt." 
Ich tat dem Mann den Gefallen." 
•Jr 
Fleischergeselle und Vataillonsadjutant. 
Eine in ihrem Anfang fast an Derfflinger er¬ 
innernde militärische Laufbahn hat der frühere 
Fleischergeselle Karl Paschke aus Eharlottenburg be¬ 
gonnen. Rach seiner Lehrzeit erhielt er auf Grund 
des Künstlerparagraphen das Zeugnis für den Ein- 
jährigen-Dienst und trat beim Garde^Schützen- 
Vataillon in Groß-Lichterfelde ein. Rur ganz wenige 
seines Jahrganges erhielten dieOffiziersgualifikation, 
und er war dabei. Bald nach feiner ersten acht- 
wöchigen Uebung in Prenzlau brach der Krieg aus, 
und Paschke zog mit ins Feld. Hier wurde er sehr 
bald Offizierstellvertreter, und vor kurzem erhielt er 
die Beförderung zum Leutnant und Bataillons- 
adjutanten. Auch das Eiserne Kreuz schmückt seit 
wenigen Tagen seine Brust. 
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