Volltext: Deutsch-österreichische Feldpost Nr. 1-22 (1-22 / 1914 / 1915)

Humor in ernster Zeit. 
„Lieöes"--Zigarren. 
Daß die Soldaten auch im Feld den Humor nicht 
Verlieren, beweist eine von Landwehrmännern in 
den Vogesen, nach Frankfurt gerichtete gemeinsame 
Zuschrift, in der sie dem Spender einer Sendung 
echter Havanna-Zigarren danken. Die Zuschrift 
lautet: 
Landwehrmann 1. Sendung erhalten. Bitte um 
Aufgabe der Bezugsquelle, damit solche nach unserer 
Rückkehr vermeiden können. 
2. Bot Ihre Zigarren gefangenen Franzosen an, 
sie verweigerten die Annahme der Barbaren- 
Zigarren. 
3: Soeben rauche ich eine Deiner Liebes-Zi- 
garren, Du hättest ruhig 2 Pf. mehr anlegen dür¬ 
fen, Dir hätte es nichts geschadet, uns aber gefreut. 
4. . Senden Sie nächstens bessere Zigarren, kei¬ 
nesfalls schlechtere, als Sie selbst rauchen. 
5. Als wir anfingen, Ihr Edelkraut zu rauchen, 
da begann der Feind zu laufen (wir liefen erst 
später im Quartier), mehrere Alpenjäger fielen von 
den Bäumen herunter, an denen sie festgebunden 
waren. Sie sind für das Eiserne Kreuz vorge¬ 
schlagen. 
Sehn Se woll! 
War da eben unser erster großer Sieg über die 
Engländer bekannt geworden. Ich stürmte mit der 
frischen Siegesnachricht nach Hause. Da tritt mir da 
ein kleiner Steppke, von sechs, sieben Jahren ent¬ 
gegen: „Sie, was is denn los?" „Junge!" ruf ich, 
ihm väterlich die Hand auf die Schulter legend, 
„wir haben die Engländer geschlagen!" Und was 
antwortet mir der Frechdachs mit der gelassensten 
Miene von der Welt und einer Handbewegung, als 
sei jemand über den Rinnstein gesprungen? . . . 
„Sehn Se woll!" 
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