Volltext: Abt Maximilian Pagl von Lambach und sein Tagebuch (1705-1725)

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In der Leichenpredigt wird auch der heiligmäßige Lebens¬ 
wandel dieses Abtes ganz besonders hervorgehoben. Seine 
außerordentliche Liebe zur hl. Reinheit, sein vieles Nachtwachen 
und seine körperlichen Bußübungen preist der Redner als hero¬ 
ische Tugendübungen. In seiner Krankheit erduldete Abt Max 
lieber die größten Peinen und Schmerzen, als daß er eine Er¬ 
leichterung gestattet hätte, durch welche sein Schamgefühl ver¬ 
letzt worden wäre. Sein Qebetseifer war groß. Selten traf man 
den Abt, wenn er frei von Geschäften war, ohne Rosenkranz. 
Niemals versäumte er ohne triftigen Grund in der Frühe um 
4 Uhr die Matutin im Chore, ja gewöhnlich oblag er schon 1 bis 
2 Stunden vorher in seinem Privatoratorium oder in der Kirche, 
auch zur Winterszeit, dem Gebete. Der Prediger läßt sich fol¬ 
gendermaßen darüber vernehmen: „Zumahlen Maximilianus nicht 
allein als zwantzig Jahr glorwürdig hochbeschäftigt regierendes 
Haupt außer eigenen Gottes Gewalt die Metten (Matutinum 
chorale) niemahlen außgelassen, sondern sich gemeiniglich schon 
eine bis zwey Stunden vor der Metten-Zeit: folglich um 2 oder 
längstens 3 Uhr Morgens Mutter seliger allein in der Kirchen 
befunden, und bis zur Metten-Zeit auch bey kalten Wintersfrost 
für sich und seine Untergebene zum Vorauß Sein Gebett zu 
Gott geschickt.“ Ebenso fastete er viel. In seiner Krankheit 
mußte er sogar zum Fleischessen gezwungen werden. Wurde 
n ein armer Sünder zum Tode verurteilt, so versperrte sich Abt 
Max in seine Zelle und betete und fastete und „mortificierte“ 
seinen Leib, um dem Deliquenten einen glücklichen Tod zu er- 
v flehen. Abt Max konnte aber auch zu seiner großen Genugtuung 
bei jeder Hinrichtung, die unter seiner Regierung vollzogen 
v wurde, in sein Tagebuch schreiben, daß die armen Sünder wohl 
| vorbereitet, gut katholisch und reumütig den Tod auf sich ge- 
' nommen hätten. Nach seinem Tod fand man eine große Anzahl 
Geißeln und Cilicien, und so wurde erst offenbar, was er sein 
ganzes Leben geheim zu halten gewußt hatte. 
Wie sein Leben, so war auch sein Sterben. Mit den heiligen 
Sterbesakramenten versehen, starb er im Kreise seiner Mönche 
am Tage des hl. Erzengels Raphael, der nach dem damaligen 
deutschen Passauer Kalender am 23. Februar gefeiert wurde. Der 
Prediger erwähnt diesen Umstand ganz besonders wegen der 
Verehrung, die Abt Max den heiligen Erzengeln zollte, zu deren 
Ehren er ja die Waisenstiftung für sieben Knaben errichtet hatte, 
und so begleitete ihn gleichsam dieser heilige Erzengel zur hei¬ 
ligsten Dreifaltigkeit und in die Wonnen der Anschauung Gottes. 
An diesem Tage abends, als es Zeit war für die Mönche das Kom- 
pletorium zu beten, vollendete Abt Max sein irdisches Leben, um 
in das jenseitige einzutreten. Die Mönche beteten ihr: „Jube
	        
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