Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1924 (1924)

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Sein Lcmdschaflsbild ist ganz verschieden von dem des übrigen Landes, es 
zeigt durch beständigen Wechsel derselben Elemente Wald, Weide, Fels, 
Wasser auf hügeliger Fläche den Charakter eines ältväterisch genügsamen 
Behagens. 
Wo heute die Donau fließt, ist eine uralte Bruchstelle der Erdrinde. 
Südlich von ihr tauchte die ungeheure Scholle Festlandes einst in gewaltigen 
Katastrophen unter Wasser, auch dieses zog wieder ab, die lebendigen Kräfte 
der Erde schickten sich an, die Alpen zu bilden. Die Gesteine derBecken- 
und Hügelgegend Oberösterreichs zeigen andere Beschaffen 
heit als die Granitfelsen des Mühlviertels. Weicher und leichter zerstörbar, 
sind sie das lose oder nur wenig verfestigte Zerreibsel oft weitab liegender, 
älterer Gesteinsmassen, welche durch Wasser oder Elsströme hieher verfrachtet 
wurden und in bedeutender Tiefe den bestandenen rinnenartlgen Raum 
zwischen Mühlviertel und Alpen ausfüllten. Diese Gegend hat eine treff 
liche Beschaffenheit und einen ausgezeichneten Untergrund für die Landwirtschaft. 
Was die Kalkgebilde der Alpen betrifft, so sind sie unter 
recht verschiedenen Voraussetzungen entstanden. Es wurden die einen im 
langsamen Absätze am Boden tiefer Meeresräume, andere an steilen Küsten, 
an flachem Strande oder in stillen Lagunen gebildet. Doch blieben die 
Lagerungen nicht in anfänglicher Form; auslastender Druck neuer Schichten, 
Einwirkungen der inneren Erdwärme verursachten Umbildungen tonigen 
Grundes zu Schiefer, oder des Zerreibsels tierischer Kalkschalen und der Kalk 
bestandteile mancher Algen zu festem Kalkstein. Gewaltige Verschiebungen 
der schrumpfenden Erde brachten die Erdschichten aus ihrer Lage, ein Teil 
sank ein, ein anderer wurde gefaltet, gehoben, übereinander geschoben, dabei 
zerbrochen, neue Landmassen wurden bloßgelegt, andere abgespült, die Boden 
fläche erlitt durchwegs Veränderungen. 
Die Tiere und Pfanzen, die in jenen entlegenen Zeit 
altern gelebt haben und teilweise als Versteinerungen erhallen sind, 
benützt die Wissenschaft als Leitmerkmale zur Erkennung 
des Altersder Schichten und anderer Umstände bei Bildung einer 
Lagerung. So interessant der Gegenstand an sich wäre, drängt der begrenzte 
Raum zur endlichen Besprechung des Zieles dieser Abhandlung über den 
Kalkgehalt des Bodens. Jene Vorausschickung war nötig, um vorher einen 
Einblick in die Arbeit zu geben, mit welcher der Erdboden im Laufe der 
ungeheuren Zeiträume durchgearbeitet wurde. 
Dort, wo alter Meeresboden im Laufe der Zeit trocken gelegt wurde, 
finden wir den einst weichen Meeresschlamm erhärtet als Kalkstein, Dolomit 
(beide enthalten kohlensauren Kalk), Gips (schwefelsauren Kalk), Mergel und 
Kreide vor. Nordtirol, die Salzburgeralpen, die Gegend 
von Ischl und Gmunden sind Kalkboden. Vom Salzkammer- 
gut nach Norden bis zur Donau nimmt der Kalkreichtum des Bodens mehr 
ab, doch nie bis zur Kalkarmut. Auch der größt? Teil des übrigen Europa 
besitzt kalkhältigen Boden, sofern die Gegend nicht streckenweise durch jüngere 
Gebilde überlagert ist. Fast ganz kalkarm aber ist der Boden
	        
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