Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1913 (1913)

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sein Zugvieh, so lange es nicht zum Einführen kommt, im dunklen, dumpfen 
Stalle von Fliegen und Hitze geplagt, stehen läßt, und alle Arbeitskräfte 
auf dem Felde zur Mahd, zum Binden und Aufstellen verwendet. 
Ganz etwas anderes ist es, wenn noch zwischen den „Mandeln" 
der Pflug seine Furchen zieht und den frischen Grund nach oben, die 
dürre Bodenkruste mit den Stoppeln dagegen nach unten wendet. 
Was hat aber dieser überhastete Stoppelsturz, der den Landwirt 
doch von den Erntearbeiten abzieht, für einen Zweck? 
Einen dreifachen: Er leitet einen wirksamen Kampf gegen das Un 
kraut ein, hält im Boden Feuchtigkeit zurück, die ein besseres Ackern 
gestattet und den Boden in einem besseren Kulturzustand erhält, und leitet 
endlich eine Bodengare ein, welche für den Nährstosfzustand des Badens 
außerordentlich vorteilhaft ist und jede Düngung, sei es Stallmist oder 
Kunstdünger derart verarbeitet, daß die nachfolgende Frucht die Nahrung 
mundgerecht vorfindet. 
Der Stoppelsturz kann ein zweifacher sein, je nachdem, ob nach dem 
selben der Acker den Herbst und Winter über liegen bleibt und erst im 
Frühjahr eine Sommerfrucht eingebracht wird, oder wie es beispw. in 
Böhmen häufig der Fall ist, daß nach der Aberntung einer Sommerhalm- 
srucht die Winterung folgt. 
Im ersten Falle vergeht zwischen dem Stoppelsturz und dem Anbau 
der Sommerfrucht eine lange Zeit, bis 8 Monate, also zwei Drittel des 
Jahres. Diese Zeit sollte kein rationeller Landwirt ungenutzt vorüber 
gehen lassen, denn sie bietet ihm Gelegenheit, den Kulturzustand des Feldes 
bedeutend zu verbessern. 
Vor allem die Unkrautvertilgung. Wenn die Stoppeln stehen, 
so kann man beim aufmerksamen Begehen derselben die Beobachtung machen, 
daß der Boden wie besät ist mit Unkrautsamen. Wenn dieselben im Herbste 
mit der Stoppelfurche untergebracht und im Frühjahr durch die Saatfurche 
wieder an die Oberfläche gehoben werden, dann ist es selbstverständlich, daß 
in der Sommerung das Unkraut freudig gedeiht und man in den Frühjahrs 
monaten aus der Entfernung ein Hafer- oder Gerstenfeld für einen Raps 
acker ansehen kann. Bringt man aber die Stoppeln sogleich unter, so 
werden die Unkraulsamen zum Keimen veranlaßt, sie wachsen und begrünen 
das Feld. Gibt man jetzt die Winterfurche, so wird ihnen der Garaus 
gemacht und durch die verwesende grüne Masse zugleich die Bodengare 
eingeleitet. Aus diesen Gründen ist es in allen Fällen, in denen auf 
Halmfrucht eine Sommerung folgt, sehr wichtig, sogleich nach der Mahd 
den Pflug folgen zu lassen, was in alten Bauernsprüchwörtern vieler 
Kulturländer ungefähr mit den Worten: „Dem Erntewagen muß der Pflug 
folgen" geraten wird. 
Der Zwischenraum zwischen dem Stoppelsturz und dem Sommer 
aubau muß aber auch für die Aufbringung des Düngers genutzt 
werden. Es ist nichts unrichtiger, als den Herbstdünger im letzten Augen 
blicke vor Eintritt des Frostes aufzufahren und notdürftig mit Erde zu 
bedecken. Cs tritt dann weder eine richtige Verwesung noch eine Kon 
servierung des Düngers ein, sondern derselbe entwickelt eine starke Aus
	        
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