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Ist auch die Arbeit schwer und lang,
Laß sie dich nicht verdrießen,
Denn nur was mühsam man errang,
Schafft dauerndes Genießen,
Der Tät'ge nur, der froh vollbringt,
Was ihm als Pflicht beschieden,
Fühlt, wenn die Feierglocke klingt,
Auch wahre Ruh' und Frieden.
Meine Schuld, meine große Schuld!
(Mea eulpa, mea maxima culpa.)
Vor kurzem nahm ich an einem Gespräche teil, welches das Wirt
schaften zum Gegenstand hatte. Man sprach von mißlichen Zeitläufen im
allgemeinen, hob insbesondere die Landflucht und die herrschende Geldnot
hervor, tadelte dies und jenes und berührte dabei die eigene Schuld zuerst
gar nicht. Nun wies ich darauf hin, daß es doch in jeder Gemeinde
Besitzer gibt, welche heute nicht schlechter wirtschaften als vor Jahren,
mitunter sogar über Sparkassebüchlein verfügen und sich als wohlhabend
bekennen. „Ja, unser Herrgott hat halt verschiedene Kostgänger," ließ
sich ein angehender Besitzer vernehmen, dessen Vater ob seiner Wirtschafts
beflissenheit als ein Muster hingestellt zu werden verdient. „Es ist nicht
so schlecht zu wirtschaften, wie die Leute für gewöhnlich sagen; man muß
es nur richtig anzupacken verstehen und die eigenen Fehler einsehen," be
merkte der junge Mann noch dazu. „Wo es an Fleiß, Umsicht und
Sparsamkeit fehlt, da geht's nun einmal nicht," sagte der Gutspächter,
wogegen ein Kleinhäusler, dem die Wirtschaft immer noch einen Gewinn
abwirft, die bedeutungsvollen Worte sprach: „Nit lei jammern und dabei
großtun!" Im weiteren Verlauf des Gesprächs wurden die von einzelnen
Besitzern begangenen Fehler aufgedeckt, wobei nichts Erbauliches heraus
kam und wovon ich im folgenden Absatz aus Schonung nur unter ange
nommenen Namen kurz berichten werde.
Der Plöschberger fährt an jedem Wochenmarkttag mit eigener Ge
legenheit in die Stadt,, wo er nach Abwicklung seiner Geschäfte zu hausieren
anfängt. Man findet den leichtfertigen Mann sicher in zehn Gasthäusern
und erst spät abends daheim mit leeren Taschen. Dem Sandbichler ver
ursacht der Erlös aus dem verkauften Getreide ein eigentümliches Drücken,
dessen er sich regelmäßig durchs Kartenspielen oder Kegelschieben zu ent
ledigen sucht. Der Wurzbacher ist von tiefreligiöser Gesinnung, was an
und für sich ja ganz schön ,wäre, wenn er damit nicht auch die üble
Gewohnheit verbinden würde, nach dem Kirchgänge an Sonn-, Feier- und
zuweilen auch Werktagen beim Hanselwirt so tief ins Glas zu blicken, daß
er von dessen Glanz gänzlich geblendet wird und dann vor dem Abend
nicht mehr nach Hause findet.
Dem Rosenhofer geht es aber nur deshalb nicht rosig, weil er noblen
Passionen huldigt. Als Vertrauensmann irgend einer Partei „muß er
sich sehen lassen", muß das Wettfahren und Jagen mitmachen und Reden
für Versammlungen einstudieren. Der Stadlhuber, noch jung und fesch,
darf natürlich keinen Kirchtag und Ball in der weiten Umgebung aus
lasten. „Höt i 's Geld, was der Mensch schon verklopft hat," sagte ein
Nachbar von ihm. Den Schindelmeier fliehen die Dienstleute wie den