Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1913 (1913)

Äus den Uranfängen -er Landwirtschaft. 
Der Ackerbau bringt die Kultur. Wann und wo zuerst der Jäger und 
Nomade „in friedliche, feste Hütten wandelte das bewegliche Zelt", wissen 
wir mangels geschichtlicher Überlieferung nicht; in grauer Urzeit verliert sich 
der bedeutsame Vorgang. Forscht man nach den ältesten Daten, so wird von 
vornherein einleuchten, daß man sie bei dem Volke finden wird, das eine ur 
alte Kultur besitzt, sie dem Ackerbau verdankt, das deswegen gerade den Acker 
bau ehrt und eine wohlgeordnete Geschichtschreibung aufzuweisen hat, also 
bei dem chinesischen. 
Ums Jahr 2700 v. Chr. lebte Kaiser Shen-ming, „der Vater der Land 
wirtschaft", dessen Verdienste um sie, wie wir später sehen werden, nicht nur 
praktischer, sondern auch theoretischer Natur waren. Seinen Ehrennamen 
verdient er als Erfinder des Pfluges, den seitdem jeder chinesische Kaiser 
alljährlich einmal führt. 
„Wie heißt das Ding, das wenige schätzen? 
Doch ziert's des größten Kaisers Hand." 
Reisbau wird in China schon im dritten Jahrtausend v. Chr. getrieben, 
im Jahre 2356 v. Chr. läßt Kaiser Jao am Jangtsekiang große Bewäs 
serungswerke anlegen. Aber auch in Babylonien hat man um diese Zeit 
schon ein sehr ausgedehntes Berieselungssystem, um das sich besonders der 
große Hammurabi verdient gemacht hat Um 2220 v. Chr. läßt Kaiser Jü 
Maulbeerbäume pflanzen zur Förderung der Seidenzucht. Unter ihm wird 
fleißig Weinbau getrieben und die Chinesen verstehen Wein zu bereiten. 
Beides haben sie später verlernt. 
Der Ackerbau macht große Fortschritte, aber bestimmte Daten lassen 
sich jetzt für einen langen Zeitraum nicht geben. Erst aus Homer, also 
aus der Zeit um das Jahr 800 v. Chr. herum, hören wir etwas über die 
Düng ung. Zunächst hatte man die gewachsene Pflanzensubnanz untergepflügt, 
später griff man, wie aus der Odyssee ersichtlich, zum Stalldünger und dann 
zu menschlichen Fäkalien. Die Zeit um 800 v. Chr. ist auch die, in der zum 
erstenmal in indischen Büchern von der Baumwolle die Rede ist. Bon 
Mago von Karthago, der ,,Vater der Agrikultur" genannt wird, erfahren 
wir, daß um 550 v. Chr. seine Landsleute sich schon auf die Bereitung be 
sonders feiner Weine durch Benutzung des „Ausbruchs" verstanden. Es ist 
nachmals vergessen worden. 
450 v. Chr. wird von Herodot erzählt, daß die Skythen Butter aus 
Pferdemilch zu machen verstanden Daß sie auch Käse bereiteten, gibt Hippo- 
krates von Kos an. Anno 370 v. Chr. lehrt Tenophon in seiner Schrift „über 
die Reitkunst", daß man das Alter der Pferde an ihren Zähnen erkennen 
könne, im Jahre 13 beschreibt der Baumeister Vitruvius eine Getreide 
mühle mit unterschlächtigem Wasserrade. 
Schon sehr früh hat man sich theoretisch-wissenschaftlich mit dem 
Ackerbau beschäftigt. Der oben erwähnte Kaiser Shen-ming hat/ wie 
Professor Darmstädter auch in seinem Handbuche zur Geschichte der 
Naturwissenschaften angibt, unter anderem ein Buch über Pflanzenkunde 
geschrieben. Dann freilich schweigen die Zahlen bis zum Jahre 700 v. Chr.,
	        
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