Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1913 (1913)

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Briefwechsel zwischen Onkel und Neffe. 
Der Neffe: „Lieber Onkel, ich brauche ganz dringend hundert Francs. Ich schicke 
Dir diesen Notschrei durch einen Dienstmann, der auf Antwort warten soll. Wenn 
Du sehen könntest, wie ich vor Scham erröte, während ich Dir dies schreibe, so würdest 
Du Mitleid mit mir haben. P. 8. Da die Scham die Oberhand bekam, bin ich hinter 
dem Dienstmann hergelaufen, um den Brief wieder zu bekommen; aber ich konnte 
ihn nicht mehr erreichen. Wollte Gott, daß der Brief nicht in Deine Hände käme!" 
Antwort des Onkels: „Mein lieber Junge, tröste Dich, Du brauchst nicht 
mehr zu erröten. Der Himmel hat Deinen Wunsch erhört: der Dienstmann hat 
Deinen Brief verloren!" 
Drastische Warnungen. 
Gegen die die Kulturen zertrampelnden Ausflügler hat ein Landwirt in Günz- 
burg, Bayern, folgende „Warnungstafel" aufgestellt: 
„Hier siehst du Korn, 
Du Ochsenhorn! 
Und willst du es genießen, 
Dann tritt es nicht mit Füßen." 
Ein anderer Landwirt, der bisher alle Mittel vergebens angewendet hatte, 
die Fußgänger von einem abkürzenden Fußwege über seine Wiese abzuhalten, brachte 
endlich eine Tafel an: „Nur Ochsen gehen ins Gras!" — Von dem Moment an 
blieb die Wiese unbetreten. 
Der verbotene Blick. 
Vor den Schranken des Gerichtes steht ein Mann, der nach Behauptung der 
Anklage in einem Kurort einen Bretterzaun erklettert hat, um das weibliche Sonnen 
bad zu beobachten. Der Staatsanwalt hebt hervor, daß es sich hier nicht um eine 
einfache Astlochguckerei handle, sondern um eine komplizierte Veranstaltung zur Er 
reichung eines höchst unziemlichen Zweckes. Als strafschärfend käme ferner in Betracht, 
daß jenes Sonnenbad vorwiegend von älteren Damen bevölkert werde, die gegen 
derartige lüsterne Attentate nachdrücklichst geschützt werden müßten. 
Das Urteil lautete: Der freche Patron wird zu vier Wochen Gefängnis ver 
urteilt, die durch den Anblick der badenden Matronen als verbüßt zu betrachten seien. 
Advokatenhumor. Dr. Voita in Prag zeigte Bekannten und Freunden, wie 
dies üblich ist, die Eröffnung einer Advokatenkanzlei an. Was ihm in der ersten Woche 
die Post brachte, waren Zeitungen und ein Brief folgenden Inhaltes: 
„Sehr geehrter Herr Kollege! Ihre Mitteilung habe ich zur Kenntnis genom 
men und Ihre Angaben bezüglich Adresse, Telephon- und Scheckkontonummer einge 
tragen. Für diese dreifache Eintragung berechne Ihnen 90 h, für diesen Brief und 
Porto 1 K 60 h, zusammen 2 K 50 h. Falls Sie dagegen keine Einwendung er 
heben, nehme ich an, daß Sie diese Forderung anerkennen. 
Mit kollegialem Gruße Dr. Joh. Löwenbach." 
Bei einem Wohltätigkeitsbasar 
sah das reizende Fräulein B. vor kurzem den Millionär R. an ihrem Verkaufstisch 
vorbeigehen. „Kaufen Sie mir doch etwas ab!" ruft sie ihm freundlich zu. „Ach, 
mein verehrtes Fräulein, sehen Sie doch bloß meinen armen Diener hinter mir an: 
Er kann ja nichts mehr schleppen . . . Aber wenn Sie Küsse zu verkaufen haben . .." 
„Zu 500 Franken das Stück, jawohl!" „Hier sind tausend . . ." In diesem Augen 
blicke winkt Fräulein B. ihre alte, häßliche Gesellschaftsdame mit den Worten heran: 
„Geben Sie Herrn R. die beiden Küsse!" Die Umstehenden wälzen sich vor Lachen, 
wissen sich vor Vergnügen aber überhaupt nicht mehr zu fassen, als sich der junge 
Millionär kühl umdreht und seinem Kammerdiener den Befehl erteilt: „Jean, nehmen 
Sie sie in Empfang! ..." 
Vom Regen in die Traufe. Ein Europäer auf Ceylon, der ein Bad zu nehmen 
wünschte, bat einen Eingeborenen, ihm eine Stelle zu zeigen, die von Krokodilen frei sei. 
Der Eingeborene führte ihn an einen Platz nahe der Mündung des Flusses, und dorterfreute 
sich der Europäer am Genusse eines Bades, während ihm der Führer gespannt zuschaute. 
Als er wieder herauskam, fragte er, weshalb an dieser Stelle sich keine Krokodile aufhalten. 
„Krokodil fürchtet sich vor Haifisch", antwortete der Singhalese, „zuviel Haifisch hier!"
	        
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