Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1913 (1913)

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Die Karikatur. Amerikas größter Komiker mit dem Stift zeichnete eines Tages 
eine Karikatur eines Damenhutes und die war so komisch, daß er selbst darüber 
lachen mußte. Er zeigte die Karikatur seiner Frau, die sie lange betrachtete, ohne 
eine Miene zu verziehen. „Gefällt es dir nicht?" fragte der Maler. — „Ob es mir 
gefällt? Aber ganz außerordentlich gefällt es mir. Das ist der entzückendste, schönste, 
reizendste Hut, den ich je gesehen habe. Weshalb vertrödelst du deine Zeit und dein 
Talent mit humoristischen Bildern, wenn du derartige Kunstwerke zu schaffen im stände 
bist? Ich werde mir sofort einen Hut nach diesem Muster machen lassen." Und 
die Moral von dieser Geschichte ist, daß man einen Damenhut überhaupt nicht 
karikieren kann. 
Idyllen. 
Am Dünger im Mittagsglaste 
Ruhen rosige Ferkel still. 
Wuchernder Kohl im Garten — 
Der Herbst verdarb das Idyll 
Der Winter rekonstruiert es 
Nicht minder lieblich und traut — 
Wenn auch etwas realer — 
Als „Geselchtes mit Sauerkraut". 
Fr. P. Fl. Bl. 
Die armen Fleischhauer. 
„Schan'l! Reib' geschwind a Kila Ausg'löst's umma für d' Frau Katschenreuther, 
d' fescherste Frau vom Grund! A Kila Ausg'löst's und mei Herz als Zuawag'! — 
Was? Dös Fleischl is Jhner z'teuer? Ja, hör'n S', was glaub'n S' denn? Glaub'n 
S', mir Fleischhacker leben von der Lust? Sö Ham ja gar kan Begriff, was a an 
ständiger Ochs heutingstags wert is! Sö glauben freilich, es is gar nöt möglich, daß 
dö Ochsen in Wien so rar sän, aber es is do so, denn 's meiste Rindviech, was so 
umrennt, is ung'niaßbar! — Also reib'n S' dö fünfaneunzig Düppeln ummi, liabe 
Frau Katschenreuther, denn wann S' Ihnen dö G'schicht no a Weil überlegen, wird's 
Rindfleisch no teurer! Mir steh'n eh am Sprung, wieder amol a Stückl mit dö Preis 
in d' Höh' z' geh'n! ..." 
„Dreiß'g Vorder's für d' Madam' Dürrer! A fein's Bröckerl, sag' i Ihnen, so 
a Vurder's wer'n S' nöt so schnell wo kriag'n! San S' nur froh, Madam' Dürrer, daß 
Jhner Mann Diurnist is beim Magistrat und ka Fleischhacker, denn so a elendig's Leben 
wia mir führ'n, dös tät er sicher net aushalten! Bei an jeden Stückl Fleisch was mar aner 
Kundschaft ins Körbl steckt, zahlt ma drauf ... Sö lachen? Mir scheint gar, Sö 
glauben, i mach' an G'spaß? 's is trauriger Ernst, mir zahl'n d'rauf und wann mir 
Fleischhacker überhaupt no ausschroten, so g'schieht's eh bloß destwegen, damit ka 
schiaj's Licht auf unser schöne Wienerstadt fallt, aber was verdienen? Lächerlich! . . 
„G'schwind an saftigen Gruschpelspitz für d' Fräul'n Rest, aber schon 's harbste 
Mad'l von der Gassen! Ans vierzig an pickseinen Gruschpelspitz und um Zwa a Leber 
sür's Tschokerl! Wia geht's denn dem liaben Hundert? Allaweil g'sund? Ja? No, 
das g'freut mi! Und dö übrige Familie? .... Ja, 's is a Elend, mei liab's Fräul'n 
Nesi, und wia's uns Fleischhacker da seg'n, so können's uns aus's Monat schon alle 
mit an Häserl zu d' Franzischkaner essen geh'n seg'n! So Mutzikatzerl, da is a Grusch 
pelspitz, der höchste Gruschpelspitz, den 's gibt! . . ." 
„Vierz'g Deka a Vorders für d' schwarze Lori! Heut' is g'wiß wieder G'sell- 
schaft bei Jhnera Herrschaft, weil's um zehn Deka mehr nehmen wia g'wöhnlich. Unser- 
ans kann sich kane zehn Deka verschaffen, wir müass'n froh sein, daß 's Volkskucheln 
gibt, wo ma um a billig's Geld was z' essen kriagt. Früher amol, ja, da hat d' 
Fleischhackerei freilich 'was tragen, aber jetzt . . ." 
„Was will d' Fräul'n Marie? Zwanz'g Deka Kälbernes' vom Schlegel? 
Warum denn nöt fünf Deka? Zwanz'g Deka schneid' i nöt oba vom Schlegel, dös war 
a Sünd'! Na ja, i sag's ja, was dö armen Leut' schon alles hab'n woll'n, dös is a 
Skandal! D' höchste Zeit, daß sich da d' Regierung amol mit an G'setz einilahnt, 
damit mir armen Fleischhacker nöt ganz schutzlos dasteh'n! Mir Fleischhacker, mir sau 
ja eh d' reinen Bettelleut' und mir tät 's gar nöt wundern, wann i amol leset, daß der 
Bürger oder sunst Aner von dö, was d' Leut' glaub'n, daß 's Schwäre sän, wegen Bettelei 
eing'spirrt is wur'n! . . . Schaun's nur, jetzt bin i fünf Jahr' am Grund da, und 
was hab' i mir z'sammderbettelt? A elendige vierstöckige Kalluppen in der Fix-Laudon- 
gaffen und a windverdrahte Hütt'n'in Ischl, dö alle Tag' umfall'n kann. Is dös 
a G'schäft? . . ."
	        
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