Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1913 (1913)

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Humor in Grabschriften. 
In München widmete ein Ehemann seiner verstorbenen Frau die Worte: 
„Tränen können sie nicht mehr lebendig machen; darum weine ich?' 
Eine Wiener Grabschrift lautet: 
„Hier unter diesem Leichenstein ruht eine Jungfrau: Rosa Klein; 
Sie suchte lang vergebens einen Manu; Zuletzt nahm sie der Totengräber an." 
Zu Lobten am Bober erhielt ein Mädchen den Nachruf: 
„Ihr half kein Arzt, ihr half kein Tee; 
Drum ging sie in die Himmelshöh." 
Einer wohl im Inn Ertrunkenen schrieb man aufs Grab: 
„Hier ist ertrunken Anna Lentner; 
Sie wog mehr als dritthalb Zentner; 
Gott geb ihr in der Ewigkeit 
Nach ihrem Gewicht die Seligkeit." 
Einen in der Ostsee Ertrunkenen ließ man selber sprechen: 
„Die Ostsee war mein kühles Bette; Um Mittag war mein Ende nah! 
Vergebens rief ich: rette, rette! — Obgleich man mich ertrinken sah. 
Drum schlief ich denn ganz ohne Pein, so nach und nach im Wasser ein." 
Rätselhaft lautet die Grabschrift eines im Lech Ertrunkenen: 
„Hier ruht in Gott Nikol Tome, Ach! er ertrank, man fand ihn nie." 
Am Berg Jsel lautet eine Inschrift: 
„Hier liegt Elias Gfahr, Gestorben im 60. Jahr, 
Kaum hat er das Licht der Welt erblickt, so hat ihn ein Wagenrad erdrückt." 
Im Passeirer Tale heißt es auf einem Steine am Wege nach Solthaus: 
„Durch einen Ochsenstoß kam ich in des Himmels Schoß." 
Schwerer verständlich lautet die „Legende" einer Überfahrenen: 
„Hier starb Maria Weigl, Mutter und Näherin von zwei Kindern." 
Auf dem Torgauer Friedhofe ist auf Verlangen der Geistlichkeit vor einigen 
Jahren die zwar etwas ungelenke, aber ganz soldatische Grabschrift eines Offiziers 
entfernt worden, lautend: 
„Hier ruhen meine Gebeine des Obristen von Hahn. 
Frei darf ich bekennen: Des Guten hab' ich so Manches getan. 
Doch dürfte ich wohl nicht ungeneckt in den Himmel eingehen, 
Sollte meiner Sünden Menge dort vor dem Eingang Schildwacht steh'n." 
Einem Brauer schrieb man auf den Stein: 
„Christ! stehe still und bet' a bissl, Da liegt der Bräuer Johann Nissl; 
Zu schwer fast mußt' er büßen hier: Er starb an selbstgebrautem Bier." 
Und in Forndorf bei Siegen klagt die Gattin eines Försters: 
„Hier ruht im stillen grünen Hain 
Mein sel'ger Mann, der Förster Stein, 
Das Trinken ließ er nimmer sein; 
Er starb — Gott mög' es ihm verzeih'n — 
Aus reiner Lieb' zum Branntewein'" 
Advokaten und Ärzte. Als einst von Ärzten und Advokaten in einer Gesellschaft 
gesprochen wurde, meinte ein Humorist: Je mehr Advokaten, desto länger der Prozeß; 
je mehr Ärzte, desto kürzer der Prozeß. Die Advokaten schicken ihre Klienten von 
einem Gericht zum andern, die Ärzte aber schicken die ihrigen bloß zum jüngsten Gericht. 
Bei den heutigen Fleischpreisen. „Otto, ich hab' hier für morgen zwei Pfund 
Mastochsenfleisch. Möchtest du es nicht die Nacht über im Geldschrank verschließen?"
	        
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