Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1913 (1913)

125 
Schlagfertig. Der berühmte Schriftsteller L. Börne besaß schon als Kind einen 
gesunden Witz. Ais ihm einst die keifende Haushälterin zurief: „Du kommst gewiß 
dereinst in die Hölle!" erwiderte der Knabe gelassen: „Schade, da werde ich dich auch 
jenseits nicht los." 
Das hohe Lied vom Käse. 
Es ist im Leben häßlich eingerichtet 
Und ich kann's wirklich gar nicht recht verstehn, 
Daß man bei allem, was man schon gedichtet, 
So gänzlich hat den Käse übersehn. 
Mond, Liebe, Frühling, alles ward besungen, 
Den Käse nur vergaß man ganz allein: 
Darum seh ich mich nun dazu gezwungen. 
Sein Lob zu singen, gleich dem edlen Wein. 
In keinem Buche hat man was gelesen, 
Kein Goethe, Schiller, Lessing dachte sein. 
Du liebe Zeit, das ist nicht schön gewesen 
Und hätte wahrlich sollen anders sein. 
Dem Veilchen gleich willst du dich still verkriechen, 
Dem Veilchen gleich, das im Verborgnen blüht; 
Man sieht dich nicht und doch kann man dich riechen, 
Sobald dcr Duft von dir die Luft durchzieht. 
Wie schmeckst du nach der Arbeit gar so prächtig; 
Trinkt man zu dir auch noch ein Gläschen Bier, 
Fühlt man zu allem gleich sich wieder kräftig 
Und diese Kraft sie kommt doch nur von dir. 
Drum machen andre von dir wenig Wesen 
Und essen lieber Fleisch zu ihrem Wein, 
So bleib' ich doch bei meinen alten Käsen, 
Denn Käse ist das beste nur allein. Molk. Ztg. 
Gut gegeben. Ein Bauer kommt in die Stadt und sieht, daß die Leute zusammen 
laufen, und fragt einen vorbeigehenden Herrn, was denn dort los sei. Herr: „Na, dort 
hat eine Kuh ein Ei gelegt." — Bauer: „Aha, aus dem schlüpft gewiß auch amal so 
a Ochs wie Sie aner sind." 
Eine Geschichte, die wie ein Aprilscherz klingt, erzählt das „Petit Journal": 
Ein Bauer, namens Redon, hatte auf dem Markt in Laval für 180 Franken Stroh 
und Heu verkauft und die Goldmünzen, wie es die Bauern zu tun pflegen, in einen 
Zipfel seines Taschentuches gebunden. Mit dem Tuch in der Tasche ging er dann 
aufs Feld, um zu arbeiten. Plötzlich entdeckte er in einer Ackerfurche einen schlafenden 
oder halb erfrorenen Hasen, den er durch einen Schlag auf den Kopf betäubte. Er 
schickte sich an, dem Tier mit dem Taschentuche die Hinterbeine festzubinden und mit der 
leicht errungenen Beute im Triumph nach Hause zurückzukehren, als der Hase plötzlich 
aus der Betäubung ihm mit einem gewaltigen Satz aus der Hand schlüpfte und mit dem 
Taschentuch und den Goldstücken am Bein das Weite suchte. Das Bäuerlein wartet 
noch auf ihn. 
Von einem bayrischen Kasernenhofe. 
„Sie Bauernfünfer, Sie Zentnerhammel, Sie vom Land 'reingelaufener Mist 
gabelhengst, der Sie Ihr ganzes Bauernkaff verschandeln, können Sie Ihre sau 
dummen Mistgabelkluppeu nicht ordentlich biegen," so brüllte auf einem Münchener 
Kasernenhofe ein Unteroffizier einen Infanteristen an, dessen Gewehrgriffe ihm miß 
fielen. — Der also titulierte Rekrut lächelte und nun prophezeite ihm der Gestrenge 
wegen Achtungsverletzung vor versammelter Mannschaft einige Jahre Festung, so 
wahr die Münchner Frauentürme zum Himmel ragen. Auf die Frage des herbei 
kommenden Jnstruktionsoffiziers, der den größten Teil mit angehört hatte, warum 
er denn gelacht habe, antwortete der Jüngling vom Lande: „Bitt' schön, Herr Leutnant, 
gehorsamst zu entschuldigen, aber der Herr Unteroffizier hat mit mir vor l 1 ^ Jahren 
selber noch Mist geladen." — Der Offizier ließ den Mann sofort laufen und ging 
selbst bei Seite, um nicht gesehen zu werden, wie er sich vor Lachen bog.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.