Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1912 (1912)

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So wie geschildert wird noch sehr häufig auf dem Laude verfahren, 
wo der Schmied über keinen sogenannten „Not"- oder „Ochsenstand" ver 
fügt, was nur ausnahmsweise in Deutschland der Fall ist. Und selbst da 
geht es auch nicht ohne Roheit ab. 
Leider muß eingeräumt werden, daß bis jetzt auf diesem Wege 
schlechterdings auf andere Weise nicht zum Ziele zu gelangen ist, wie denn 
auch in allen Lehrbüchern über Klauenbeschlag das beschriebene Verfahren 
in mehr oder weniger abgeänderter Form als das einfachste und — 
natürlich für den Menschen! — bequemste empfohlen wird; und doch ist 
die ganze Quälerei überflüssig, wenn das Rind allgemein zum Be 
schlagen und zum Aufheben der Füße erzogen würde. 
Wie leicht ließe es sich erreichen! Man dürfte nur alle Kälber, die 
zur Aufzucht bestimmt sind, von klein auf ans Aufheben und Aufhalten 
der Füße gewöhnen, was im wörtlichen Sinne „spielend" gelingen würde, 
nämlich unter Schmeicheln und Belohnen, nicht mit Roheit und Gewalt. 
Humanes Beschlagen. 
Daß es möglich ist, zeigen uns in erfreulicher Weise die wohl 
erzogenen Ochsen größerer Güter und ab und zu auch Tiere aus kleineren 
Ställen, wo ein humanes und vernünftiges Walten herrscht (vgl. letztes 
Bild). Hauptsächlich hapert es fast durchweg noch bei den Stallkühen, 
deren Klauen man einfach sich selbst überläßt, schon deshalb, weil das 
Aufheben der Füße behufs Beschneidens der Klauen infolge der Störrigkeit 
der Tiere nahezu unausführbar ist; denn das beim Ochsen zur Anwendung 
kommende, soeben beschriebene Verfahren läßt sich aus naheliegenden 
Gründen bei weiblichen Rindern nicht anwenden und dann fällt ja auch 
das Motiv weg, das dort zur Geltung kommt: der Eigennutz des Besitzers, 
der augenblickliche Nutzen, bezw. die Notwendigkeit des Beschlages! 
Zum Schlüsse aber sei noch eine Anregung und ein „frommer 
Wunsch" angefügt: Die Anregung geht dahin, es möchten alle Vereine 
durch Wort und Tat erstreben, daß auch beim Rinde die Beschlagdressur 
immer mehr eingeführt werde und zu diesem Zwecke gelegentlich der Tier 
schauen und bei ähnlichen Anlässen auch Prämien an solche Viehbesitzer 
verliehen werden, deren Tiere sich freiwillig und gutmütig die Füße auf 
halten und beschlagen lassen; denn damit wäre, wie ausgeführt, das Übel 
an der Wurzel gefaßt.
	        
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