Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1910 (1910)

Wie bei der Landwirtschaft die Auswahl der für die betreffende Ort- ; 
lichkeit am besten anzubauenden Getreidearten die Hauptbedingung für de« , 
Ertrag ist, so können wir auch beim Walde die Holzproduktion in erste, , 
Linie nur durch die Kultur entsprechend schnellwüchsiger und wertvolle, , 
Holzarten fördern. Als solche müssen gegenüber den Nadelhölzern aber , 
besonders viele Gattungen Laubhölzer gelten. I 
Man unterscheidet bei diesen sogenannte harte und weiche Arten > 
Erstere sind die bisher auch auf vielen Bauernhöfen gezogenen edlere» j 
Laubhölzer, als Eiche, Esche, Ulme (Rüster), Ahorn u. a. Diese könne« > 
auch als sogenannte Bedarfsholzarten im Bauernhause bezeichnet werden, , 
weil sie hier als Geschirr- und Zeugholz fast unentbehrlich sind. Es sei 
nur an die Mostfässer aus Eichenholz, die durch nichts anderes zu ersetze« 
sind, an das Wagner- und kleinere Zeugholz der Esche erinnert, das fas 
täglich im Bauernhause benötigt wird. 
Diese Holzarten nachzuziehen, kann dem Bauern nicht warm gen») 
empfohlen werden. Es gehört ja hiezu nicht immer ein eigener Wald, son 
dern es gibt auf einem größeren und mitunter selbst kleineren Gut 
immer einige Plätze, wo einige Laubholzarten angepflanzt werden könne,, 
ohne den Wirtschaftsbetrieb zu beeinträchtigen. Hier ist ein entferntere, 
Rain, dort ein Wasserlauf, der bepflanzt werden kann, und selbst in de, 
Nähe des Gehöftes tragen eine Gruppe edler Laubhölzer oder einzeln, 
Bäume wesentlich zur Verschönerung der Gegend bei. Der Platz, den st 
einnehmen, wird jedenfalls bei den abnorm hohen Preisen unserer edle, 
Harthölzer auch nicht als ganz verloren zu betrachten sein. Weiß ja heut 
doch jeder, der gezwungen ist, sich einige Stücke Geschirrholz zu kaufe,, 
was dafür verlangt wird und wie Holzagenten einen bestürmen, wenn st 
noch irgend ein schönes Stück wo stehen wissen. Wie die Aussichten stehe», 
ist für die Zukunft ein weiteres Steigen der Hartholzarten zu erwarte» 
Von den weichen Laubholzarten erlangte bisher nur unsere Lind, 
eine erhöhte Bedeutung. In neuerer Zeit aber wird dieser bezüglich Holz 
produktion und Ertrag von den verschiedenen Pappelarten, der Schwarz- 
und Silberpappel sowie der Kanadischen Pappel, eine große Kon 
kurrenz gemacht. Insbesondere ist es letztere, die eine große Beachtui» 
wegen ihrer Anspruchslosigkeit an den Standort einerseits, des abnorme, 
Zuwachses und hohen Preises anderseits seitens unserer Kleinwaldbesitze, 
verdient. Mit einem Alter von 20 bis 25 Jahren, örtlich auch vm 
früher, gelangt sie zu einer nutzbaren Stärke, welche sie zur Zellulose- 
gewinnung tauglich macht. Pappelzelluloseholz wird aber von den Papier 
und Zellulosefabriken viel teurer bezahlt als gewöhnliches Fichtenzellulosi 
holz, weil es einen guten Ersatz für die Baumwollfaserstofse liefert u»! 
zur Erzeugung gewisser Papiersorten unentbehrlich ist. Der Preis ist des 
halb ein abnorm hoher, weil Pappelzellulose nicht genug im Inland 
erzeugt, sondern vom Auslande, selbst von Amerika, bezogen werden nm| 
Es möge daher kein Grundbesitzer den Anbau von Kanadisch! 
Pappel unversucht lassen. Die k. k. Forstinspektionen sind angewiesen, d» 
Landwirten bei Bezug von Samen und Pflanzen die weitgehendste Unter 
stützung angedeihen zu lassen. Samen können auch aus den Marchauei,
	        
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