Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1910 (1910)

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Die Regimentskommandobefehle vom Unteroffizier der Mannschaft verdentscht. 
Die Speisezettel in den Kücken sind deshalb aufgehängt, damit das Eiweiß, 
die Fettstoffe und die Hydrate der Kohle sich zur gegenseitigen Ernährung verbinden. - 
Wenn man aber aus Sauerkraut „Mohnnudeln", aus Kohlrüben „Böhmische Buchteln" 
oder, wie die fünfte Kompanie, aus sauren Fisolen „Powideltatschkerl" erzeugt, so 
mag dies dem gereizten Gaumen der Manschaft entsprechen, nie aber dem medizinischen 
Knochenbau des Mannes, noch der Zahl der vorgeschriebenen Blutkörper. — Es sind 
demnach künftig die Speisezettel dem Unterkommandanten stets zeitgerecht vorzulegen, 
um den Menagen nunmehr durch deren Unterschrift die nötige Nährkraft zuzuführen. 
Gestern wurde eine silberne Remontoiruhr samt Anker und Kette auf dem 
großen Exerzierplätze verloren und erhält der redliche Finder am Platzkommando drei 
Gulden, wenn er sie gleich wieder zurückgibt. 
* 
Laut des neuen Tarifes der hiesigen Stadtmaut gehören in die Viehgattung 
Nr. 1 sämtliche Pferde, Esel und Rinder. Hievon sind jedoch bis auf weiteres die 
militärischen Pferdewärter mit einem Umkreise von 5 Kilometern ausgenommen. 
Beim letzten Kirchengange stürzten sich mit dem Militär soviel ungezählte Zivi 
listen in die Kirche, daß eine gegenseitige Erdrückung nur durch das taktvolle Nachgeben der 
Soldaten und der Kirchentüren vermieden wurde. Es sind daher in Hinkunst Menschen 
in die Kirche überhaupt erst dann einzulassen, wenn das Militär bereits drinn ist. 
* 
Nachdem die im hiesigen Bettenmagazine gehaltenen Mäuse sich derart ver 
mehrten, daß sie den Zwieback bis zur Unkenntlichkeit auffraßen, wurden sechs Katzen 
zum Schutze des hohen Ärars aufgestellt, von denen gestern zwei, unbekannt wo, in 
Verlust gerieten. Indem hiemit 5 K dem Zustandebringer dieser Tat zugesichert werden, 
wird bekanntgegeben, daß zwei alte Weiber — mutmaßlich Diebinnen — die Katzen 
gestohlen haben, von denen sich gestern eine mit abgezogener Haut am Wildbretmarkte 
herumgetrieben haben soll. 
* 
Der Gutspächter Samuel Goldglanz gibt hiemit bekannt, daß er es absolut nicht 
mehr gestattet, daß auf seiner Wiese vor dem Friedhof Leichen herumfahren und noch 
dazu in ordinärster Weise grob werden, wenn man sie ersucht, in Frieden abzufahren. 
% 
Um in Hinkunft ärarische und Zivil-Schadenfeuer behufs kompetenter Er 
drückung durch den Ton schön voneinander zu halten, wird von nun an die städtische 
Feuerwehr für das Militär nur unverständliche Signale blasen, während anderseits 
das Militär diese Signale umgekehrt wieder blasen wird. 
* 
Nachdem mit 20. d. M. der Badeplatz im Steinteich für die Mannschaft wieder 
eröffnet wird, wird nachdrücklichst in Erinnerung gebracht, daß unbedingt kein Mann 
weiter als bis zum dritten obersten Knopf ins Wasser gehen darf. 
Das Unglück des Grafen Zeppelin. Anläßlich des Unglücksfalles, den das Luft 
schiff Zeppelins erlitt, fuhr ein Radfahrer von Tübingen nach Echterdingen. Unterwegs 
wurde er von zwei ihm begegnenden Frauen über das Unglück befragt. 
Erste Frau: „Jscht's wahr, daß der Zeppelin verunglückt ischt?" — Rad 
fahrer: „'s ischt leider so, mei liebs Frauele!" — Zweite Frau: „Jaa, onser Herrgott, 
läßt sich net verspotten, d' Luft gehört halt de'Vögel." — Radfahrer: „Ond Erd' 
den Rindviechern, adje Frauele." 
Wiener Pflaster. Dem kleinen Karl wird in der Schule von der Erschaffung 
des ersten Menschenpaares erzählt. Er will nun von seinem Vater wissen, wo die ersten 
Menschen erschaffen wurden und gelebt haben. „In Wien war's nicht," sagte der Vater, 
„denn Gott nahm einen Klumpen Kot, formte Adam daraus und aus Adams Rippe schuf 
er die Eva. Wär's in Wien gewesen, wär' genug Kot dagewesen, daß Gott auch noch die 
Eva hätt' draus machen können und nicht um Adam seine Rippen ang'standen wär."
	        
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