Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1910 (1910)

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ausgegangen, es spricht für ihn Herr Riugsdorf in Vertretung!" — 
„Lassen Sie mich in Ruhe mit ihrem dämlichen Heringsdorf! Es ist mir 
ganz schnuppe, ob Ihr Prinzipal dort Vertretung hat oder nicht! Wer ist 
denn am Telephon?" — „Hier Herr Ringsdorf! Ich heiße so!" — „Ach 
so, Sie heißen Heringsdorf — jetzt klärt sich die Sache aus!" — „Sie 
machen mich noch nervös —! Nicht Heringsdorf — Ringsdorf!" — 
„Sagten Sie nicht Heringsdorf?" — „Ich sagte Herr — Ringsdorf!" — 
„Wie, was? Warum Herr? Glauben Sie vielleicht, ich würde Sie mit 
einem Säugling oder einer Waschfrau verwechseln? Am Telephon legt man 
sich keine unnötigen Ehrentitel bei, verstanden?" — „Was — was untere 
stehen sie sich? — Wer sind Sie?" — „Hier Christian Schulze, Prokurist 
bei Müller & Ko.! Geben Sie mir nun endlich Ihren richtigen Namen an, sonst 
werde ich mich bei ihrem Chef beschweren! Also wer dort?" — „Ringsdorf!" 
— „Na also, das konnten Sie doch gleich sagen!" — „Unverschämtheit! — 
Frechheit! Was wollen Sie denn eigentlich?" — „Was ich will? Ich 
wünsche dringend, daß Sie sich am Telephon nicht wieder Heringsdorf 
nennen, das ist allemal ein Zeichen von Dummheit! Schluß!" — Mit 
zusammengekniffenen kippen und hochrotem Kopf nahm Ringsdorf an 
seinem Pulte Platz. — „Was gab's denn?" fragte der Prokurist mit ge 
heucheltem Geschäftsernst, indem die anderen tiefgesenkten Hauptes eifrig 
weiter schrieben. — „So ein Esel! War falsch verbunden!" stieß Rings 
dorf wütend hervor und griff nach der Feder. 
„So, so," nickte der Prokurist leichthin. „Sie waren falsch verbunden, 
na, das ist ja kein Beinbruch!" 
Der eitle Buchhalter ahnte, wem er diesen Streich zu verdanken 
hatte, zumal in diesem Augenblicke von allen Pulten eine kräftige Lachsalve 
ertönte. Er bemühte sich, seinen grenzenlosen Ärger in einigen gurgelnden 
Lauten zu ersticken, um nicht noch mehr Spott zu ernten. 
Ans Telephon ging er von jetzt ab nur im Auftrage seines Chefs, 
und dann nannte er sich schlicht — Ringsdorf. 
Der Ehe Paradies. 
Was ist der Ehe Paradies? 
Ein bißchen bitter, ein bißchest süß, 
Ein bißchen Lust, ein bißchen Leid, 
Ein bißchen Fried', ein bißchen Streit, 
Ein bißchen bejaht, ein bißchen verneint, 
Ein bißchen gelacht, ein bißchen geweint, 
Ein bißchen Hitz, ein bißchen Frost, 
Ein bißchen Wermut, ein bißchen Most, 
Ein bißchen Zank, ein bißchen Ruh', 
Ein bißchen Sie, ein bißchen Du, 
Ein bißchen jen's, ein bißchen dies, 
Ein bißchen bitter, ein bißchen süß: 
Das ist der Ehe ihr Paradies! 
# Ein schlauer Geizhals. „Der gemeinste Geizhals," erzählte Mark Twain, 
„den ich jemals kannte, lebte in Hannibal. Er verkaufte seinem Schwiegersohn das 
halbe Besitzrecht an einer sehr schönen Kuh und weigerte sich sodann, die Milch mit 
dem jungen Manne zu teilen, weil er diesem angeblich bloß die vordere Hälfte ver 
kauft hätte. Der Schwiegersohn mußte daher außerdem die Kuh füttern und ihr 
zweimal täglich Wasser bringen. Als die Kuh schließlich den Alten gegen einen 
Stacheldrahtzaun stieß, klagte er den Schwiegersohn auf 50 Dollar Schadenersatz, da 
an diesem Vorfall ebenfalls nur die fordere, Hälfte^ schuldig war." 
Ein Kind seiner Zeit. Alter Zecher (kopfschüttelnd): „Das wäre diesjähriger 
Wein? Na, dann paßt er in seine Zeit; so jung und so — verdorben!"
	        
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