Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1905 (1905)

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denen Sau verabfolge man zu ihrer Stärkung Haferschrotsuppe. Hat sich die 
Sau erholt, so gebe man die Ferkel zu den Spänen, damit sie saugen. 
Nachts soll im Ferkelstall eine Lampe brennen, damit die Sau und 
die Ferkel sehen. 
Während der Säugezeit der Ferkel stellen sich öfter unangenehme 
Vorkommnisse ein, welche sogar das Leben derselben gefährden können. 
Ich will im Nachfolgenden einige derselben besprechen: 
I. Die San will die Ferkel nicht sangen lassen. 
Ursachen: 1. Die Späne des Mutterschweines sind zu voll gefüllt, 
das Saugen der Ferkel verursacht dann demselben Schmerzen. In diesem 
Falle melke man die Späne sanft mit zwei Fingern aus. 
2. Die Ferkel haben scharfe Zähne, weshalb die Sau Schmerz em 
pfindet, wenn jene an den Spänen derselben saugen, so daß sie öfter auf 
springt, nach den Jungen schnappt und dieselben todtbeißt. Man zwicke den 
Ferkeln mit einer kleinen Zange die Zahnspitzen ab. 
3. Mangel an Milch. Diese Erscheinung wird gern beobachtet: 
a) wenn die Zucht von einem milcharmen Mutterschweine abstammt oder 
der mit demselben gepaarte Eber. Thiere von solcher Abstammung 
sollen zur Zucht nickt verwendet werden, weil sich die Fähigkeit der 
Milchleistung von den Elternthieren auf die Nachzucht vererbt — eine 
Erfahrung, welche wir auch bei der Rindviehzucht machen; 
b) bei Zuchten, welche zu früh belegt wurden; 
c) nach einer unzweckmäßigen Fütterung der Zucht während deren Trächtig 
keit mit gehaltlosem oder zu mastigem Futter. Einreibungen des Ge 
säuges mit Brantwein sollen den Blutzulauf und die Milchabsonde 
rung steigern. Leidet das säugende Mutterschwein an Verstopfung, 
welche ebenfalls Einfluß auf die Milchabsonderung hat, so gebe man 
demselben Klystiere mit 1 bis 2 Liter warmem Seifenwasser und als 
Trank Weizenkleie in Buttermilch mit % Eßlöffel Kochsalz. 
Hat man eine . zweite milchergiebige Zucht mit gleichalterigen 
Ferkeln, so bestreiche man dieselben und einige von der milcharmen 
Zucht und gebe diese dann zu den Ferkeln der milchergiebigen Zucht, 
welche dieselben annehmen wird, weil sie den gleichen Geruch haben. 
II. Das Ferkelsterben. 
Ursachen: 1. Abstammung von blutsverwandten Eltern oder von 
zu früh belegten Zuchten. 
2. Unzweckmäßige Fütterung des Mutterschweines: 
a) während der Trächtigkeit. Nach kärglicher Fütterung der trächtigen 
Zucht fallen schwächliche Ferkel und saugen schlecht, nach mastiger Füt 
terung tritt fettige Entartung der Muskeln, Fettsucht, Lähme u s. w. ein. 
In den ersten Monaten der Trächtigkeit füttert man im Winter 
Rüben und wenig Kartoffeln, gekochten, kurzgeschnittenen Klee und 
etwas Weizenmehl oder Weizenkleie, aber kein Roggenmehl oder Roggen 
kleie; im Sommer reichlich Grünfutter. In den letzten drei Wochen gebe 
man Gerste- oder Haferschrot wegen der besseren Ausbildung des Ge-
	        
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