Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1903 (1903)

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Weise Vorsicht. In einer Dorfschenke in der Nähe von Zeitz steht über der 
Stubenthür: „Bei vorkommenden Zwistigkeiten und Schlägereien werden die ver 
ehrten Gäste ersucht, Tische und Stühle nicht zu zerbrechen. Hinter dem Ofen liegen 
Knüttel." 
Auch etwas. Herr: „Sagen Sie 'mal, Geld hat die Dame nicht, auch weder 
Schönheit, noch Bildung; was hat sie denn nun eigentlich?" — Heiratsvermittler: 
„Erfahrung; sie ist 50 Jahre alt!" 
Auf beiden Seiten. Ein heiterer Vorfall spielte sich in Berlin in einem 
Blumengeschäfte ab. Von einem Herrn ward dort ein Trauerkranz bestellt mit der 
Weisung, auf der Schleife, wie jetzt üblich, die Inschrift: „Ruhe sanft!" auf beiden 
Seiten anzubringen. Das Lehrmädchen, das den Auftrag entgegennahm, führte ihn 
prompt nach ihrer Auffassung aus. In nicht geringes Erstaunen gerieth der Be 
steller am nächsten Tage, als auf der Schleife in goldenen Worten zu lesen war: 
„Ruhe sanft auf beiden Seiten!" Ein Till Eulenspiegel hätte in seiner Weise 
den Auftrag auch nicht besser ausgeführt. Selbstverständlich konnte bei einer der 
artigen Widmung die Trauerschleife ihrem ernsten Zwecke nicht dienen. 
Aus der Schule wird aus Ostpreußen erzählt: Der Lehrer behandelte mit 
seinen Kindern den Satz „An Gottes Segen ist alles gelegen". Als er den Kindern 
alles klargelegt hatte, fragte er: „Wenn der Landmann seinen Acker auf das sorg 
fältigste bearbeitet, alle Mühe und allen Fleiß angewandt und den Samen zur 
rechten Zeit hineingelegt hat, was fehlt nun zu einem rechten Gedeihen?" Ein Junge 
von 13 Jahren antwortete mit der größten Sicherheit: „Superphosphat". 
Zurückgegeben. Schweinemetzger: „. . . Sie, Herr Teigspecialist, ich glaubt 
bei Ihnen ist auch die hauptsächlichste Arbeit ’§ Obacht geb'n, daß Ihnen d' Flieg'n 
d' Semmeln net stehlen!"— Bäcker: „Sie dürf'n was sag'n, Herr Speckle — sind 
Jhna doch erst beim letzten Hochwasser die Würst' durchs Schlüsselloch davon- 
g'schwomma!" 
Me gute Küche. Frau (zur neuen Köchin): „Das Essen ist ja schauderhaft; 
und Sie haben mir doch gesagt, Ihre vorige Herrschaft habe so außerordentlich gut 
gespeist!" — Köchin: „Die wird wohl gut gespeist hab'n, wenn sie 's Essen aus'm 
ersten Hotel holen läßt!" 
Ausrede. Dame: „Sie haben ja schon wieder eine Schüssel zerbrochen!" 
Mädchen: „Ich habe sie nur auf den Fußboden fallen lassen. Zerbrochen ist sie 
ganz alleine." 
Welches sind die solidesten Geschöpfe? Nach den gemachten Wahrnehmungen 
sind dies die Katzen, denn von den vierbeinigen Hausgenossen des Menscheü sind 
dies die einzigen, die einen unbezwinglichen Widerwillen gegen Alkohol haben. Alle 
anderen sind leicht entweder an Bier oder an Wein zu gewöhnen. Schweine z. B. 
saufen Bier und Wein ohne Unterschied und benehmen sich auch danach in der 
Trunkenheit. 
Wahrscheinlich. Erster Astronom (bei Betrachtung des nächtlichen Sternen 
himmels): „Die Milchstraße erscheint heute aber merkwürdig wässerig." — Zweiter 
Astronom: „Wahrscheinlich ist kürzlich aus Versehen ein Milchhändler 'mal in den 
Himmel gekommen." 
Ein Schlauberger. Lieutenant: „Um welche Zeit war meine Braut hier?" — 
Bursche: „Sie kam mit dem Briefträger zusammen!" — Lieutenant: „Donnerwetter, 
der den Stoß Mahnbriefe brachte? . . . Hat sie sich nicht über die große Correspon- 
denz gewundert?" — Bursche: „Jawohl! Aber ich hab' natürlich gesagt, das seien 
alles Liebesbriefe!" 
Bedenklicher Fall. Landwirt zum Thierarzt: „Warum machen Sie ein so 
fürchterliches Gesicht?" — Thierarzt: „Ach, mir geht schon tagelang eine kranke Kuh 
im Kopf herum!" 
Auf einem Narrenabend. A.: „Haben Sie schon einen Narrenabend mitge 
macht?" — B.:,,Einen? es ist schon lange her, daß ich geheiratet habe!" 
Ein reelles Haus. (Anzeige.) Heute abends Hasenbraten. Müller, Gastwirt. 
NB. Die Hasen können vorher besichtigt werden. 
Dame: „Welche meiner Dichtungen gefällt Ihnen am besten, Herr 
Baron?" — Baron: „Die Balladen, Gnädigste. Sie gehören zu den schauerlichsten, 
die ich je gelesen."
	        
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