Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1903 (1903)

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die Messer in rasche Bewegung, der dritte beseitigt das abgemähte Schilfrohr. 
Die Messer kann man während des Betriebes flach oder tief, 20 Centinreter 
bis 1 VZ Meter, auch mehrere Meter tief, im Wasser schneiden lassen. 
Die Stellung ist denkbar einfach und die Handhabung eine leicht 
verständliche. Welle, Kurbelstange und Räder sind überdeckt, damit sie nicht 
verletzt werden. Die Maschine wiegt circa 400 Pfund und kostet durch 
Adolf Pieper, Moers a. Rh. mit Kahn von 7 Meter Länge und 1 25 Meter 
Breite nebst Zubehör 450 Mark (540 X). 
Peter Schmierigs Milchwirtschaft. 
Es war an einem Mittag im Juli. Heiß strahlte die Sonne her 
nieder. Auf der staubigen Landstraße zwischen der Stadt N. und dem etwa 
eine Stunde entfernten Dorfe Z. war geraume Zeit kein Mensch sichtbar 
und kein Pferdehuf hörbar. Endlich erhob sich in der Ferne eine Staub 
wolke. Dem Dorfe zu rollte rasch ein gebrechliches Fuhrwerk auf schlechten, 
zusammengedrückten Federn und wackeligen Rädern. 
Der Besitzer und Lenker war ein Bauer aus Z., Peter Schmierig. 
Er brachte jeden Morgen die Milch aus seinem Stalle in die Stadt, wo 
er Privatkundschaft hatte. Diese täglichen Fahrten betrachtete Peter als 
seine einzige Pflicht; die Besorgung der Kühe überließ er einer Viehmagd. 
Oft pflegte er bis zum Abend in irgend einer Gastwirtschaft der Stadt zu 
verweilen; kam er einmal früher heim, so konnte man darauf rechnen, daß 
er noch vor dem Gasthaus am Eingang des Dorfes stillhielt. Heute aber 
schien Schmierig wirklich Eile zu haben, denn er fuhr in scharfem Trab 
an der gastlichen „Traube"' vorbei. 
In der Mitte der Dorfgasse bog das Rößlein durch einen Thorbogen 
ein; der heimatliche Hof war erreicht. Der Bauer sprang vom Wagen, 
spannte das Pferd aus und führte es iu den Stall. 
Mittlerweile haben wir Gelegenheit, Schmierigs Milchwirtschaft zu 
betrachten. Seit Fahren war das Fuhrwerk jedenfalls nie gereinigt worden. 
Spuren von Straßenkoth und Unrath aller Art waren außen und innen 
reichlich vorhanden. Die Milchgefäße waren verbeult und schmutzigschwarz. 
Kein Deckel schloß recht. Peter wußte sich freilich zu helfen; er schlug um 
die Ränder alte Tuchlappen und machte so einen Patentverschluß ■ eigener 
Erfindung. M-cht besser sah es mit den Meßgefäßen aus; nach dem Ge 
brauche werden .sie jeweils einfach hinter die Milchflaschen ins Stroh ge 
worfen, das seit Jahr und Tag nie erneuert und darum halb verfault war. 
Soviel, ungefähr konnte das Auge wahrnehmen; doch auch die Nase des 
Beobachters bekam ihr redliches Theil., Den Milchkannen eitfirömte nämlich 
ein ungemein widerlicher Geruch, von Speiseresten und Abfällen jeder Art 
herrührend, welche Peter zur SchweinemMung aus der Stadt mitbrachte. 
Es fiel ihm nicht ein, hiefür besondere Gefäße zu gebrauchen. Wenn einmal 
eine HausfHu an der vielseitigen Verwendung der Wlchgefäße Anstoß nahm, 
dann Mheuerte Wer, daß er jeden Abend auf sorgfältige Reinigung dringe. 
Doch mit der Sorgfalt war's nicht weit her; das konnte man sofort be
	        
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