Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1903 (1903)

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Fütterung größerer Mengen Rübenblätter ist eine Zugabe von 30—40 Gramm 
Schlemmkreide rathsam. Die Futtertruhen sollen unterlegt sein, damit die 
Futtermittel nicht dumpfig werden. In der Futterkammer soll Ordnung und 
Reinlichkeit herrschen wie in jeder Küche. 
Wenn das Vieh nicht auf die Weide gehen kann, so soll es wenigstens 
in einen geräumigen Zwinger kommen, wo es Schatten, genügend Tränk 
wasser und eine trockene Unterlage findet. Ob der Zuchtstier in den Zwinger 
mitgehen soll, darüber entscheidet das Wartungs- und Aufsichtspersonale. 
Wo dieses nicht sehr wachsam ist, das Rindern übersieht, und wo der Stier 
keine Bewegung macht, dort ist es besser, wenn er mitgeht. Wenn die 
Rinder wenig Bewegung machen, wachsen ihnen die Klauen mehr, als sie 
abgenutzt werden; man muß dann, wenn man kein schnabelschuhiges Vieh 
haben will, welches schlecht geht, steht und aufsteht, die Klauen beschneiden, 
abzwicken oder absägen. 
Ob zwei- oder dreimal gefüttert und gemolken werden soll, das be 
stimmen die Verhältnisse. Gefüttert werden soll reichlich, aber nicht ver 
schwenderisch, gemolken werden soll sanft und vollständig. Genaue Bezeichnung 
der Thiere ist nothwendig; am billigsten ist der Hornbrand, der aber so 
geschehen muß, daß man 66 nicht für 99 liest! 
Solange keine brauchbare Melkmaschine erfunden ist, muß mit der 
Hand regelmäßig, kreuzweise vollständig ausgemolken werden; die Gewißheit, 
daß vollständig ausgemolken wird, muß man sich unbedingt verschaffen. Bor 
dem Melken achte man auf das Reinigen des Euters der Kühe, der Hände 
des Melkers, auf reines Geschirr. Die erste Milch aus jedem Strich soll 
nicht in das Melkgefäß gemolken werden. Dies erspart oft viel Aerger wegen 
Sauerwerdens der Milch. Die Milch soll nicht lange im Stalle stehen, auch 
wenn sie nicht verunreinigt werden kann, denn sie wird dadurch nicht an 
Haltbarkeit und Aroma gewinnen, ebensowenig wie jene, welche im Kuhstalle 
über den Milchkühler läuft. Die Milch muß nicht nur regelmäßig gemessen 
oder gewogen, sondern alle diese Aufzeichnungen müssen auch gewissenhaft 
zusammengestellt und richtig benutzt werden, vorausgesetzt, daß man weiß, 
was man will. Auch die Qualität der Milch ist erblich und die Milch 
untersuchung auf den Fettgehalt bei gutem Willen durchführbar. 
Das rationelle Behandeln des Kalbes nach der Geburt hat sich besser 
bewährt als das Beschmieren der Nabelschnur mit Kuhkoth. Der sehr oft 
beklagte Durchfall bei den Kälbern läßt sich in den meisten Fällen durch 
oftmalige und gründliche Desinfection des Fußbodens, der Wände, Futter 
krippen, sämmtlicher Ecken und Winkel, der Jaucherinnen, Canäle, der 
Geräthe, selbst des Düngerkarrens, durch zweckbewußte Fütterung und Haltung 
der Kühe vor und nach der Geburt, sowie durch richtige Behandlung des 
Kalbes besser bekämpfen als mit verschiedenen Pulvern und Mixturen. Die 
einfachste Bezeichnung des Kalbes geschieht durch das Ausscheren der Nummer. 
Ob Kälber bei der Mutter angebunden, im ganzen Stalle frei laufend saugen 
oder aus dem Kübel getränkt werden sollen, das entscheiden die Verhältnisse. 
Kälber, welche im Stall frei herumlaufen und saugen, wann sie wollen, 
übersaugen sich nie. 
Welcher Schlag oder Rasse gehalten werden soll, darüber entscheiden
	        
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