Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1903 (1903)

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derart, daß jeder Windstoß, von welcher Richtung er auch kommt, absaugend 
wirkt, so daß jede Ranchplage vermieden wird, sofern Oefen, Herde und 
Schornsteine an und für sich in Ordnung sind. Dieser patentierte Schornstein 
aufsatz mag niedrig zwischen hohen Mauern, Bäumen, Bergen re. stehen 
oder hoch und frei auf allen Seiten von der Luft bestrichen werden: in jeder 
Lage, bei schwachem Winde, bei Sturmwind und bei jeder Witterung zeigt 
er die gute absaugende Wirkung. Er ist auch zur Lüftung, beziehungsweise 
zum Absaugen schlechter Luft in Kranken-, Gast- und Versammlungshäusern, 
Aborten, Schüttböden, Wein- und Bierkellern, Ställen re. zu verwenden. Zu 
beziehen ist der Apparat von Franz Zimmer, Wien, 4/1, Wienstraße 21. 
Naturgemäße Behandlung des Milchfiebers. 
Bei allen Thieren, die andauernd bei mastigem Futter in schlecht ge 
lüfteten, überwärmten Stallungen gehalten werden, tritt nach dem Geburts 
act nicht selten Milchfieber ein. Auch da, wo durch grobe Eingriffe Ver 
letzungen vorkommen, die eiterige Processe zur Folge haben, oder wo durch 
handliche Eingriffe Schmutz in die Geburtsorgane gebracht wurde, wird Milch 
fieber hervorgerufen. Schließlich sind Zug, Erkältungen, schlechte Pflege, zu 
frühes Herauslassen aus dem überwärmten Stalle oder ein Nichtbedecken 
beim Herauslassen, Belästigungen und Beunruhigungen, Stöße und Schläge, 
selbst rohes Schimpfen als Ursachen zum Milchfieber anzusehen. Die Krankheit 
äußert sich in auffälliger Weise auf das Gehirn und Nervensystem, denn 
die Thiere verfallen sehr bald in einen gleichgiltigen, bewußtlosen Zustand. 
Mit Frostschauern und Schüttelfrost führt sich die Krankheit gewöhnlich ein; 
die Freßlust läßt nach, das Wiederkäuen hört auf, und die Milch versiegt. 
Die Thiere legen sich oder stehen mit gesenktem Kopfe und thränenden Augen 
da, knirschen mit den Zähnen und verfallen in große Theilnahmslosigkeit. 
Namentlich liegt aber auch die Verdauung darnieder. Der Herzschlag ist 
pochend, der Puls klein und unregelmäßig, die Körperwärme geht herunter, 
die Haut wird trocken und spröde, das Maul ist trocken und heiß. Die 
Bewußtlosigkeit nimmt zu, die Thiere biegen den Kopf nach hinten; es 
treten Schlundkrämpfe hinzu und es ist höchst gefährlich, den Thieren 
Medicamente einzuschütten, weil diese in'die Lungen fließen und Lungen 
entzündungen, mindestens aber Verschlimmerungen hervorrufen. So rasch 
die Krankheit auftritt, ebenso rasch verschwindet sie oft. Wird die Haut 
warm, die Nase feucht und finden Ausleerungen statt, so geht das Thier in 
Genesung über. Richten wir die Behandlung auf die drei Punkte: Herstellung 
der Hautthätigkeit, Leerung des Darmes und der Blase und Anregung der 
Nerven, und wir bringen den Patienten durch. Ist die Temperatur der 
Haut gesunken, so daß sich das Thier kalt anfühlt, so macht man sofort 
Dampfcompressen. Man legt eine wollene Decke über, taucht ein Bettuch 
in kochendes Wasser, windet rasch aus, breitet es schnell über die Wolldecke 
und deckt dann mit 1—2 Wolldecken und mit Stroh gut ein. Um den 
Kopf schlage man ebenfalls heiße Tücher oder heiße Compressen. Gleichzeitig 
gebe man 28gradige Klystiere, bis Entleerung erfolgt. Ein warmer Ein-.
	        
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