Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1902 (1902)

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Um dies zu erreichen, sind genossenschaftliche Vereinigungen zu gründen, 
welche eine gemeinsame, dauernd bessere Verwertung ermöglichen. 
Da es nicht überall angeht, Molkerei-Genossenschaften zu gründen, 
wo die Landwirte in die oft große Kosten erfordernden gemeinsamen Molke 
reien ihre Milch zur Verarbeitung bringen, weil sie, wie dies in Ober 
österreich zumeist der Fall, zu entlegene Gehöfte haben, so muß schon auf 
die Buttererzeugung *) und den gemeinsamen Butterverkanf hingearbeitet 
werden. Hier ist dem Landwirte eine sichere, dauernde Einnahmsquelle er 
öffnet, die ihm auch in schwierigen Zeiten die Existenzmöglichkeit verschafft. 
Es ertönt somit der Ruf: ,,Gründet Butter-Verkaufsgenossenschaften!" 
Was bezwecken nun die Butter-Verkaufsgenoffenschaften und wie soll 
durch diese den Landwirten zu ständigen Einnahmen verholfen werden? 
Der Hauptzweck der Butter-Berkaufsgenoffenschaften ist der gemeinsame 
Verkauf der Butter zu den bestmöglichen Preisen entweder direct an die Con- 
sumenten oder an die Großhändler der volkreichen Städte mit Ausschluß 
jedes Zwischenhandels, welcher es ja ist, der die Preise für die Erzeugnisse 
des Landwirtes drückt, für den Consumenten aber erhöht. Der Gewinn, 
welcher beim Butterhandel dem Zwischenhändler zufiel, soll durch die Butter- 
Verkaufsgenossenschaft dem Landwirte erhalten bleiben. Der Großhändler 
wird nie zu umgehen sein, denn direct mit den kleinen Kundschaften zu 
verkehren, würde einem Großhandelsgeschäft, wie es eine Butter-Verkaufs 
genoffenschaft sein soll, in seiner Geschäftsführung nur Schwierigkeiten bieten. 
Und wie dies bei der Butter-Verkaufsgenoffenschaft der Fall, so ist's genau 
bei einem Buttergroßhändler. Wie oft hört man von dem fortschrittlicher 
gesinnteren Landwirt die Aeußerung: „Ich würde mich schon der besseren 
Milchwirtschaft zuwenden, wenn ich nur Absatz hätte, allein, will man mit 
größeren zahlungsfähigen Geschäftshäusern, die entsprechende Preise für 
gute Ware zahlen, in Verbindung treten, dann werden solche Mengen ge 
fordert, die man nicht zu liefern in der Lage ist." Hier liegt eine sehr 
zu beachtende Thatsache, die uns eben zur Gründung einer Theebutter- 
Verkaufsgenossenschaft erst recht aneifern soll. Der Großkäufer kann un 
möglich mit so vielen kleinen Erzeugern in Verbindung treten, das würde 
ihm in seinem Geschäfte zuviel Arbeit und Zeit wegnehmen, und da er als 
denkender, rechnender Mensch wohl weiß, daß „Zeit Geld ist", so muß er 
eine solche Geschäftsführung unterlassen, überdies wünscht er gleichmäßige 
Erzeugnisse zu erhalten, was ihm beim Bezüge von vielen kleinen Er 
zeugern nie möglich wäre. 
Durch die Butter-Verkaufsgenossenschaft wird der einzelne Genosse zum 
Großhändler, hier ist es möglich, mit großen Mengen abschließen zu können, 
dauernde Schlüffe zu machen und höhere Preise zu erzielen. Wie bei jeder 
Verkaufsgenossenschaft als oberster Grundsatz die Lieferung der besten Er 
zeugnisse zu gelten hat, so gilt dies in ganz besonders erhöhtem Maße bei 
einer Butter-Berkaufsgenossenschaft, die ja mit einem dem Verderben so leicht 
*) Die Buttererzeugung geschehe nach Entrahmung mit Centrisuge im eigenen 
Gehöfte oder durch Verbutterung angelieferten Rahmes in eigenen Stationen, wodurch 
die kuhwarme Magermilch im Hause zum Verkochen, Käsen, wie zur Kälber- und 
Schweinefütterung zur Verfügung steht.
	        
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