Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1902 (1902)

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Ein schlechter Tausch. 
Nicht wahr, wenn dir jemand für ein Kilogramm feine Butter ein 
Kilogramm Schweineschmalz anbieten würde, so würdest du sagen: ,,Nein, 
den Handel gehe ich nicht ein, wenigstens nicht ,gleichum', da heißt es eben 
Ausgeben', denn die Butter ist theurer als das Schweineschmalz." Du hast 
recht, beides ist wohl Fett, die Butter sowie das Schweineschmalz, aber das 
Butterfett ist eben von viel feinerer Qualität, wohlschmeckender und daher 
auch theurer als das Schweinefett. Es wäre also ein schlechter Tausch für 
dich, der dir da zugemuthet würde, und doch wird derselbe tagaus tag 
ein in so vielen Wirtschaften noch fortwährend gemacht. Du staunst. „Wie 
denn das?" Nun, du betreibst vielleicht auch deine Milchwirtschaft noch in 
der altherkömmlichen Weise, läßt die Milch in den irdenen Töpfen aufrahmen 
und verfütterst die saure Magermilch an die Mastschweine. Den Rahm hast 
du wohl abgeschöpft, um Butter daraus zu rühren, aber wenn du meinst, 
daß es die volle Ausbeute sei, so irrst du. Bei dem alten Entrahmungs- 
Verfahren mittelst Stehenlassens der Milch in Gefäßen bleibt immer ein be 
trächtlicher Theil des Rahmes, also des Butterfettes, in der Magermilch 
zurück und wird bei der oben erwähnten Verwertung derselben eben auch 
als Schweinefutter verwendet. Es ist klar, daß hiedurch das kostbare Butter 
fett in das weniger wertvolle Schweinefett umgewandelt wird, und das nicht 
einmal zur Gänze, denn ein gewisser Antheil wird von dem Thiere zur 
Bildung der Körperwärme verbraucht. Ist das nicht ein noch schlechterer 
Tausch? 
Es ist eine der wichtigsten Bedingungen jeder rationellen Fütterung, 
daß das Hauptproduct derselben immer von bedeutend wertvollerer Beschaffen 
heit sein muß als das Futtermittel. Das wird sofort klar, wenn man 
Folgendes bedenkt: Die Nährstoffe in den den Thieren verabreichten Futter 
mitteln werden in zwei Theile getheilt; den einen Theil braucht das Thier 
zum Leben, zur Erhaltung des Stoffwechsels, dessen Producte in den Dünger 
übergehen und das Nebenproduct bilden; der andere Theil dient zur Bildung 
der Hauptproducte (Fleisch, Milch re.). Da nun die Stoffe des ersten Theiles 
eine Wertverminderung erleiden, so muß bei denen des zweiten eine Wert 
erhöhung eintreten, wenn die Fütterung nicht vollständig unrationell sein 
soll. Eine der Hauptsünden gegen diese Regel ist die Fütterung der Schweine 
mit Magermilch, welche nicht vollständig entrahmt wurde. Zu Fütterungs 
zwecken können wir das Fett in viel billigerer Form haben, z. B. in den 
Leinkuchen re. — Aber das Mittel, um solche Verschwendungen zu ver 
meiden? In diesem Falle ist es der Separator. Im allgemeinen aber rathen 
wir jedem intelligenten Landwirt, sich mit den Grundsätzen der rationellen 
Fütterung, mit der richtigen Aufstellung von Futterrationen eingehender 
bekannt zu machen. Es gibt hierüber mehrere gute Schriften, die auch nicht 
theuer sind. Wer diesbezüglich Rath haben will, kann sich ja denselben 
jederzeit beim Secretariate der Landwirtschafts-Gesellschaft einholen. 
M. G. 
Merkspruch. Man halte nicht sein Vieh nur knapp und kärglich hin 
Was man darüber thut, erst das bringt den Gewinn.
	        
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