Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

54 
Ziele und Bedeutung der Gesellschaft. 
Durch Seine kaiserliche Hoheit den durchlauchtigsten Herrn Erzherzog 
Johann im Jahre 184b ins Leben gerufen, sieht die f. !. oberöster 
reichische Landwirtschafts-Gesellschaft auf eine 56 jährige, ungemein erfolgreiche 
Thätigkeit zurück, sie hat Wurzeln gefaßt überall dort, wo Landwirte wohnen; 
aber auch in allen anderen Kreisen und Schichten der Bevölkerung hat sie 
treue Anhänger und Freunde gewonnen, hat sie sich doch das hohe Ziel 
gesetzt: ein Freund und Berather, ein Helfer und Beschützer des ersten 
Standes im Staate zu sein, des Standes, der die Grundlage jedes gesunden 
Staatswesens ist: des Nährstandes. 
Erscheint es deshalb zwecklos, über die Thätigkeit der Landwirtschafts 
Gesellschaft eingehend zu berichten, so wäre es vielleicht angebracht, in Kürze 
auf die Ziele der Gesellschaft und die Mittel, die dazu führen, hinzuweisen. 
Die landwirtschaftlichen Kenntnisse zu erweitern und auch den kleinen 
und kleinsten Landwirten zugänglich zu machen, dies hat zur Berufung des 
landwirtschaftlichen Wanderlehrers geführt, der, in engster Verbindung 
mit deni landwirtschaftlichen Betriebe, stets bereit ist, an Ort und Stelle 
mit Wort und That unterstützend einzugreifen und Rathschläge und Winke 
zu ertheilen. Und wenn es auch immer noch Personen gibt, die die Be 
deutung von Versammlungen, Vorträgen rc. in Abrede stellen — es 
kann dies wohl kaum ihre innere Ueberzeugung sein und diese stellen sich 
dadurch selbst ein Armutszeugnis aus — so ist doch die überwiegende 
Mehrzahl anderer Ansicht, was sich am besten durch die Vermehrung der 
Versammlungen und die Besucherzahl documentiert. 
Zur Unterstützung des „gesprochenen Wortes" dient die von der Gesell 
schaft -bereits im 46. Jahrgange herausgegebene „Landwirtschaftliche 
Zeitschrift von Oberösterreich", die zur innigeren Verbindung der Mit 
glieder mit der Centrale dient und die sich auch außerhalb des Kronlandes 
und der Monarchie einer großen Beliebtheit erfreut. Zur weiteren Be 
lehrung dient der vorliegende „Oberösterreichische landwirtschaftliche 
Kalender", welcher heuer bereits im 33. Jahrgange erscheint. 
Zur Hebung der Rindvieh-, Pferde- und Schweinezucht trägt 
die Gesellschaft durch Veranstaltung von Ausstellungen und Thier- 
schauen, durch Prämiierung schöner Thiere, durch Errichtung von Rinder 
zucht- und Eberstationen, durch Ueberlassung von unverzinslichen Dar 
lehen für erstgenannte Zwecke rc. bei. So ist aus dem Vermögen der 
Gesellschaft ein Betrag von 30.000 K zur Errichtung von Zuchtstationen 
reinrassiger Rinder als unverzinsliches Capital gewidmet worden. 
Dem Futterbau, der Hand in Hand mit einer rationellen Thier 
zucht gehen muß, wird durch Zusammenstellung passender Grassamen 
mischungen für Neu-Anlage von Wiesen besondere Sorgfalt gewidmet 
und den Mitgliedern garantiert bester Samen von Gras- und Futterpflanzen 
verschafft. Auch der Pflanzenbau erfährt durch Abgabe von hochwertigem 
Saatgut, das vom Sekretariate stets einer besonderen Controle unter 
worfen wird, weiteste Förderung. 
Zur Unterstützung des in Oberösterreich so wichtigen Zweiges der