Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1902 (1902)

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* * * Bauer: „Sie, Herr Lehrer, hoben's a schon g'hört, der Hubersepp, der 
kürzli gestorben is, soll umgeh'n; die Magd hat sein Geist g'seh'n um Mitternacht." — 
Lehrer: „Na, dös glaub i net, vom Hubersepp sein Geist hat mer bei sein Lebzeiten nie 
was g'merkt, viel weniger nach seinem Tod." 
Bedenklicher Grund. „Warum nehmt Ihr keinen Arzt?" fragte jemand eine 
sehr kranke Frau auf dem Lande. — „Wir sterben hier gern eines natürlichen Todes!" 
war die kurze Antwort der Frau. 
Deutliche Auskunft. Richter: „Sind Sie schon längere Zeit Witwe?" — 
Zeugin (besangen): „Seit dem Tode meines Mannes." 
Gemüthlich. Zimmerherr: „Sagen Sie 'mal, die Weckuhr, die Sie mir hin 
gestellt haben, weckt ja nicht!" — Vermieterin: „O doch — Sie müssen sie nur kurz 
vorher immer erst ordentlich rütteln!" 
Damals und heute. „O Großmama, findest du mein Kleid nicht wunderhübsch?" 
— „Wunderhübsch? Nein. Als ich in deinem Alter war, da trug man die Kleider zu 
geknöpft bis zum Halse und einen Knopf am Handschuh, jetzt trägt man die Handschuhe 
zugeknöpft bis zum Halse und nur einen Knopf am Kleide." 
Ein gutes Geschäft. Junger Mann: „Sie werden es kaum glauben, mein 
Fräulein, aber ich habe soeben 20.000 M. bar für ein Haus bezahlt; alles durch Be 
harrlichkeit verdientes Geld." — Dame: „Was für eine Stellung bekleiden Sie denn?" 
— Junger Mann: „Ich bin Schwiegersohn." 
Großstadtkinder. Ilse (zu Besuch aus dem Lande): „Denke dir, Tante, ich war 
im Kuhstall und habe Milch getrunken, Milch von wirklichen Kühen!" — Tante: „Nun, 
du trinkst doch immer Milch von wirklichen Kühen!" — Ilse: „Ach nein, in der Stadt 
bekommen wir doch immer die Milch vom Milchmädchen." 
Die Most- und die Krautschäd'ln.*) 
In Oberösterreich und in Niederösterreich 
Gibt's verschiedene Lait und verschiedene Bräuch'. 
Und grad über d'selbigen Unterschied 
Streit't a Baua aus Tulln und a Baua aus Ried. 
Da moant der von Ried halt: „Oes Tullna seid's stad! 
Dö viel'n Stückeläcka, dös war' ma zu fad; 
Bei uns hat a Jeda sein' Wirtschaft beisamm' — 
Da sieht ma's halt glei', wia viel Feld als ma hab'n. 
A Jeda is Herr aus sein' Fleck, den er hat, 
Und mitten drin haust er, dös is halt a Staat." 
Drauf antwort't da Tullna: „Dein' Red' is nöt schlecht, 
A solchem Wirtschaft, dö war' mir schon recht; 
Doch hätt' ich mein' Nachba bei mir nöt daneb'n, 
So würd mir ganz entrisch, dös war' gar kan Leb'n. 
Drum sein mir geg'n Enk doch viel rareri Lait, 
Denn mir sein bonand und Oes seid's — zerstreut!" 
* * * Reisegefährte: „Ein schöner Gruß das ,Grüß Gotff hierzulande!" — 
Privatier Bäuchle: „Wissen Sie, da gefällt mir Mahlzeit schon besser; da kann man sich 
wenigstens was dabei denken!" 
Vorschlag zur Güte. (Ein Bauer will sich von seiner Frau scheiden lassen.) 
Friedensrichter: „Aber Steffen, so viele Jahre seid Ihr nun mit Eurer Frau einig 
gewesen und jetzt auf einmal wollt Ihr Euch von ihr scheiden lassen?! Bedenkt doch, wie 
bald Ihr die silberne Hochzeit feiern könntet und was würdet Ihr da für Geschenke 
kriegen!" — Steffen: „Na ja, Alte, die wollen wir noch feiern und danach können 
wir uns ja immer noch scheiden lassen." 
Himmlisch. A.: „Du, deine Frau ist wirklich ein himmlisches Wesen, ein 
wahrer Engel." — B.: „Ja, ja! Warte nur einen Augenblick, du wirst sie auch gleich 
donnern hören." 
*) Scherzhafte Bezeichnung für die Oberösterreicher und für die Tullnerfeldbewohner.
	        
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