Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1902 (1902)

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sich auf die Lauer. Vom Fenster des Wohnzimmers aus beobachteten wir beide das noch 
mals neugepflanzte Levkoyenbeet. Wir hatten nicht lange zu warten. Aus der Krone des 
Lindenbaumes schwebte „Jakob" herab. Vor den Levkoyen bleibt er stehen, legt den Kops 
erst nach der einen, dann nach der anderen Seite, als ob er nachdenkt, dann jappst er 
plötzlich zu, faßt eine Pflanze, reißt sie heraus und steckt sie ebenso geschwind mit der 
Krone in die Erde; und so fort — bis er alle Blumen umgepflanzt hatte. Wir haben 
ihn nicht gestört, wir standen und hielten uns die Seiten vor Lachen, es war ein „Raben 
stückchen", wie es wohl einzig dastehen dürfte, und darum soll es hiemit der Nachwelt 
überliefert sein. 
Unbeabsichtigte Grobheit. „Im vorigen Jahre sah ich einen Ochsen, der hatte 
l 3 / 4 Meter Rückenhöhe!" — „Allerdings, ich habe auch große Ochsen gesehen, aber so 
einen wie Sie noch nicht!" 
In Lebensgefahr. Student A.: „Ich muß die Stadt verlassen!" — Student B.: 
„Warum denn?" — A.: „Die Gastwirte trachten mir nach dem Leben!" — B.: „Nanu! 
Wieso denn?" — A.: „Sie wollen mir keine Speisen mehr auf Pump verabreichen, und 
da muß ich verhungern!" 
Ein witziger Gerichtsdiener. Gerichtsdiener: „Bitte um Ihre Namen, meine 
Herren!" - A.: '„Hackfleisch!" - B.: „Zwiebel!" - C.: „Salzmann!" — D.: „Pfeffer 
korn !" — Gerichtsdiener: „So, da können wir ja nun Wurst machen!" 
Im zoologischen Garten. Karlchen: „Papa, ist das der Löwe oder die Löwin?" 
— Vater: „Welcher, mein Kind?" — Karlchen: „Der, welcher so ein zerkratztes Gesicht 
und eine so zerzauste Mähne hat.^ — Vater: „Das wird wohl der Löwe sein, 
mein Kind." 
Ein Zeitkind. Fritz (der eben vom Papa Prügel gekriegt hat, vorwurfsvoll): 
„Das ist auch eine rechte Kunst, wenn ein so großer Vater einen so kleinen Jungen 
verhaut!" 
Bedenklicher Zustand. Arzt: „Also, Michelbauer, das Beste ist, alle Tage früh 
unb abends den ganzen Körper kalt,waschen! Verstanden?" — Die Michelbäuerin: „Ach 
um Gottes willen! Waschen! So weit ist's also schon mit ihm?!" 
Ein guter Vater. Herr (zu einem kleinen Jungen, der mit seinen neun Ge 
schwistern und der Mutter an einem Tische in der Gartenwirtschaft sitzt): „Warum sieht 
man denn euern Vater niemals bei euch?" — Kleiner Junge: „Er geniert sich halt, weil 
mir so viel sind!" 
Der unschuldige Theil. Frau: „Du Männe, in vier Wochen feiern wir 
unsere silberne Hochzeit. Ich dächte, da könnten wir unser Schwein schlachten." — 
Mann: „Warum denn das Schwein, was kann denn das arme Thier dafür?" 
Verplaudert. Wildhändler: „Bcdaure, Herr Baron, Rebhühner sind rein aus 
verkauft. Aber versuchen Sie's doch mit diesen frischen Schneehühnern." — Jäger: 
„Ich bitte Sie, aus meiner Jagd gibt's doch keine Schneehühner!" 
Die Schiller-Nase. A.: „Wissen Sie, Herr Lehmann, Ihre Nase erinnert mich 
riesig an Schiller, Sie haben eine famose Schiller-Nase!" — B.: „Seien Sie nur 
ruhig, Ihre Nase schillert noch viel mehr!" 
Die einzige Angst. Bauer (im Eisenbahncoupch: „Jesses Jesses, wenn's nur 
heut kein' Zusammenstoß gibt!" — Conducteur: „Warum haben Sie denn solche 
Angst?" — Bauer: „Ja, wissen S', i hab' a Körble voll Eier bei mir." 
Auch ein Beispiel. Bäcker (entrüstet): „Wenn das Mehl halbwegs im Preise 
sinkt, heißt's gleich: Die Semmeln könnten nun auch 'was größer sein ; hingegen kann 
das Leder noch so billig sein und ich habe nie bemerkt, daß die Schuster deswegen die 
Stiefel größer machen thäten." 
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