Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1902 (1902)

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Milch als chirurgisches Verbandsmittel hat vor kurzem ein englischer Arzt, 
Dr. B. H. Dale, in zwei Fällen mit auffallend günstigem Erfolge angewendet. In dem 
einen der mitgetheilten Fälle handelte es sich um ausgedehnte Verbrennungswunden, die 
sich ein Brauer an beiden Unterschenkeln über dem Fußgelenke und um dasselbe herum 
zugezogen hatte. Die reichlich mit Milch getränkte Leinwandcompresse wurde am Morgen 
imb Abend erneuert, und bereits am zweiten Tage war die Hälfte der verbrannten Haut 
fläche verheilt und trocken; drei Tage später waren die ursprünglich 14 Centimeter großen 
Wunden bis auf eine 2*/, Centimeter große Stelle vernarbt. In dem anderen Falle 
hatte man in den ersten Tagen Oel und Salben ohne den geringsten Erfolg gebraucht; 
dagegen wurde der Heilungsvorgang durch Anlegung eines Milchverbandes in sehr 
günstiger Weise beeinflußt. 
Ein anderes Mittel gegen Verbrennungen. Ein reines, weiches Leinenläppchen 
wird mit reinem Glycerin durchtränkt, dann legt man dasselbe auf die verletzte Stelle. 
Der Schmerz läßt augenblicklich nach und ist in wenigen Minuten gänzlich gehoben; 
außerdem wird auch durch dieses Verfahren dem Entstehen der Brandblasen vorgebeugt. 
Die Hauptsache ist indes, die sofortige Anwendung des Glycerins, es ist daher rathsann 
stets etwas von diesem einfachen Mittel im Hause zu haben. 
Erdnußöl und Magermilch zur Kälbermast. Ein von Director Brandt-Neustadt 
angestellter Versuch, Kälber mit Magermilch und Erdnußöl zu mästen, ergab folgendes 
Resultat: 
1. Wert des Kalbes bei der Geburt 21 00 Mk. 
2. 99 Liter Vollmilch ä 10 Pfg. 9*90 „ 
3. 3925 Gramm Erdnußöl 7 14 „ (1 Kilogramm 80 Pfg.) 
38'04 Mk. 
Das Kalb wog beim Verkauf 106 Kilogramm, das Kilo zu 88 Pfg., das sind 92'28 Mk. 
Demnach haben sich 621 Liter Magermilch mit 55'24 Mk. oder das Liter mit 8'8 Pfg. 
verwertet. Erdnußöl verrührt man mittelst Schneeschläger. Pro Liter Magermilch werden 
50 bis 60 Gramm Erdnußöl gerechnet. Beim neugeborenen Kalb wird täglich circa sechs 
mal getränkt je 1 Liter, später gleich 7 bis 9 Liter täglich, zuletzt 11 bis 13 Liter täglich. 
Mäuse als Butterprüfer. Der Professor McCoy in Princeton, New Jersey 
in Nordamerika, hat ein Laboratorium zur Untersuchung von Nahrungsmitteln. Eines 
Tages wurden ihm zehn Butterproben überbracht, damit er sie auf ihren etwaigem Ge 
halt an Margarine untersuche. Am nächsten Morgen fand er acht dieser Proben von 
den im Laboratorium vorhandenen Mäusen angenagt, zwei waren unberührt geblieben. 
Bei der nun vorgenommenen Untersuchung ergab sich, daß die acht Proben, von denen 
die Mäuse genascht hatten, reine Butter enthielten,, während die beiden übrigen mit 
Oleomargarine versetzt waren. McCoy, dem dies natürlich auffiel, ließ nun während 
der folgenden Nacht zwei Proben im Laboratorium stehen, von denen die eine aus reinem 
Butter bestand, während die andere mit Margarine versetzt war; wieder war die reine 
Butter am nächsten Morgen von den Mäusen benagt, die mit Margarine gemischte war 
unberührt. Noch mehrmals wiederholte Versuche ergaben mit Sicherheit, daß die Mäuse 
Butter von Margarine oder von Gemischen beider Fette sehr wohl zu unterscheiden 
wissen unb die Margarine verschmähen. Hatten die Mäuse insofern keine Wahl, als nur 
margarinehaltige Butter vorhanden war, so verschmähten sie ja auch diese sonst verachtete 
Kost nicht, aber daß sie sie nur mit Widerwillen und der Noth gehorchend berührt hatten, 
folgte daraus, daß sie viel weniger davon genascht hatten als von Butter, wenn solche 
vorhanden war. Wie wäre es, wenn man die polizeiliche Butteruntersuchung auf Mar 
garine den Mäusen übertrüge?! 
Aber nicht nur an den Mäusen, sondern auch an anderen Thieren kann sich der 
Mensch in Bezug aus den Widerwillen gegen Margarine ein Beispiel nehmen; so werden 
die Bremsen durch Margarine direct vertrieben! Durch Einreiben der besonders 
gefährdeten Stellen, wie Brust, Kreuz, Widerrist -rc., kann man sowohl Pferde als Rinder 
von dieser lästigen Plage befreien und sollen sich nach vorliegenden Berichten keine Bremsen 
auf solche Stellen setzen. Das wäre also ein sehr einfaches, unschädliches und billiges 
Mittel, und für diesen Zweck wollen wir der Margarine auch ihre Existenz-Berechtigung 
nicht absprechen — nicht aber als Ersatz oder noch häufiger zur Vermengung unserer 
nahrhaften und gesunden Butter! vr. A. M. G.
	        
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