Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1902 (1902)

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bedenklich und starb binnen wenig Tagen, ohne daß man sich den so plötzlichen Tod der 
Kleinen sofort zu erklären wußte. Da ergab die vom Vater selbst vorgenommene Ob- 
duction das Vorhandensein von Ueberresten einiger Oleanderblätter: das Kind hatte 
dieselben gepflückt, zerkaut und verschluckt. Dies zur Warnung für die Mütter; mögen 
sie den Kindern einschärfen, die Oleander überhaupt nicht zu berühren! 
Anlegung und Erneuerung von Tennen. Eine haltbare unb sehr widerstands 
fähige Tenne wird in der Weise hergestellt, daß auf 100 Theile Lehm, je nach dessen Fett 
gehalt, 1 bis 3 Theile gesiebte, gepulverte Kohlenschlacke zugesetzt werden. Die Kohlenschlacke 
ist mit Wasser derartig anzurühren, daß sie ziemlich dünnflüssig wird, so daß die Masse 
sich recht innig mischen läßt. Hienach läßt man die fertig gemischte Masse solange aus 
trocknen, bis sie sich bequem mit dem Spaten stechen läßt, und bringt sie alsdann in 
Lagen von nicht über 5 Centimeter Stärke auf die dazu vorbereitete Tenne. Mit breiten 
Klopfern wird die Masse festgeschlagen und nach gehöriger Festigung die zweite und dritte 
Lage von dieser Masse unter fortwährendem Schlagen derselben aufgebracht. Solange 
sich an der Oberfläche noch Risse bilden, müssen diese wenigstens alle zwei Tage mit dem 
Klopfbrett festgeschlagen werden. Schließlich wird die Tenne nach dem Aufhören des Reißens 
mit einem zweimaligen Anstrich von Asphalttheer versehen, aber ohne jede Sandbeimischung, 
und darauf mit dem Klopfbrett wieder festgeschlagen. Auf diese Weise hergestellte Tennen 
sollen doppelt so lange halten als die in gewöhnlicher Weise ausgeführten und kosten 
nur eine Kleinigkeit mehr. 
Ungeziefer im Hühnerstall vertreibt man, indem man ein paar Hände voll Kalk 
staub gegen die Wände und die Decke des Stalles wirft, so daß eine dichte Staubwolke 
entsteht. Der Kalkstaub setzt sich in alle Ritzen und Fugen des Stalles, wo er alles 
thierische Leben vernichtet. Was an Staub zu Boden fällt, wird nach ein paar Minuten 
mit dem Mist zusammen in die Ecke gefegt. Dieses Verfahren wiederholt man am nächsten 
Tage und bringt darauf den mit Kalkstaub vermischten Dünger heraus. Die Kalkstäubung 
hat auch noch den Vortheil, jeden üblen Geruch aus dem Stallraum zu entfernen. 
Es ist kaum allgemein bekannt, daß die Biene eine wichtige Nolle in der 
Heilkunst gespielt hat und vielleicht in der Zukunft wieder spielen wird. Es handelt sich 
hier aber nicht um ihre Producte — Honig und Wachs — sondern um die Biene selber. 
Ihre Stiche scheinen nämlich durch das hiebei dem Blut eingeimpfte Gift — die Ameisen 
säure — eine wohlthätige Wirkung auf an Rheumatismus und Gicht leidende Personen 
zu üben. So soll ein Arzt die von dem böhmischen Volk angewendete „Bienencur" zum 
Gegenstand einer wissenschaftlichen Untersuchung gemacht haben und sie wurde in 
100 Krankheitsfällen erprobt. Und das Resultat war folgendes: Das Bienengift, das 
durch den Stachel in das Blut des Menschen eingeführt wird, kann gegen alle rheuma 
tischen Leiden angewendet werden. In leichteren acuten Fällen wirkt es nach einigen 
Stichen, bei schwereren, besonders chronischen Leiden erfordert es gegen hundert Stiche. 
Je veralteter der Rheumatismus war, desto besser fand jener Arzt seine Wirkung, selbst 
da, wo die Muskeln von der Krankheit angegriffen find. Besonders heilsam erwies sich 
die Bienencur bei rheumatischen Herzkrankheiten. Sie beansprucht hiebei aber große 
Ausdauer und Geduld; allein sie führt, schon ehe die rheumatischen Schmerzen ver 
schwinden, ein solches Gefühl von Wohlbehagen mit sich, daß die Furcht vor den Stichen 
ganz ausbleibt, obschon dieselben keineswegs angenehm sind. Ein ungarischer Bienen 
züchter erzählt von einem Manne, der an Gesichtsrose in hohem Grade litt, daß er oft 
mehrere Tage liegen mußte. Dieser wendete die „Bienencur" an. Er ließ sich von 
einigen Bienen ins Gesicht stechen und — die Geschwulst nahm ab; 24 Stunden später 
war er von der Krankheit befreit: Jener Ungar litt selbst an Gelenkrheumatismen und 
wandte sich natürlich an seine Bienen. Er ließ sich an den leidenden Stellen stechen, 
und kurz darauf war der Schmerz weg. 
Vertilgung der Schnecken. Mit gutem Erfolge soll man in Frankreich ein ein 
faches Mittel zur Abhaltung von Schnecken aller Art von den Culturpflanzen anwenden, 
welches darin besteht, daß in den Gartenbeeten oder Feldern zahlreiche Häuschen von 
Weizenkleie gestreut werden. Die Thiere sind sonderbarerweise so begierig auf dieses 
Material, daß sie alle Grünkost vor der Kleie verschmähen und sich an den gestreuten 
Häufchen in großer Zahl einfinden, wo sie mrt leichter Mühe gesammelt werden können. 
Vielleicht versuchen auch unsere Landwirte und Gärtner dieses Mittel.
	        
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