Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1902 (1902)

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Mittel, den Hühnern die Brütelust zu vertreiben. Man sperrt die gluckenden 
Hennen in eine besondere Kammer und tradiert sie hier mit dem Besten, was man hat. 
Da gibt es Weißbrot, Fleischabsälle, Eierschalen, hart gekochte Eier u. dgl. Die so 
gepflegten Thiere geben das Glucken bald aus und fangen infolge der vorzüglichen Pflege 
auch sofort wieder zu legen an. Ein anderes probates Mittel ist, die Hühner mit einem 
jungen heurigen Hahn einige Tage in engem Raume einzusperren. Der Hahn setzt ihnen 
derartig zu, daß sie bald das Brüten vergessen und wieder anfangen zu legen; kräftiges 
Futter und kalkhaltige Stoffe dürfen natürlich nicht fehlen. 
Die Sperlinge und der Kalk. Schon seit längerer Zeit — berichtet C. Pivetan 
im Journal de Campagnes — hatte ich mich über die mannigfachen und nicht unbe- 
deutenden Verwüstungen, welche die Sperlinge in meinem Garten anrichteten, zu be 
klagen, insbesondere hatten der Kohl und die Rettige schwer Schaden gelitten. Sobald 
der Same zu keimen angefangen, war nach dem Verlauf von einigen Tagen alles ver 
schwunden; auch bei dem Salate waren große Verwüstungen ersichtlich. Da nun auch 
die Schnecken zahlreich auftraten, streute ich auf meine Samenbeete fein zerstoßenen 
Kalk, imfc) es ließen sich zu meiner Ueberraschung die Sperlinge nicht mehr blicken. Seit 
dieser Zeit wende ich nun jedes Jahr im Frühjahr dieses Verfahren an, und kein Sper 
ling verwüstet mehr meine Samenbeete. Dieses Mittel, das, nebenbei bemerkt, nur mit 
geringen Kosten verbunden ist, hat sich nun drei Jahre hindurch endgiltig bewährt, und 
es kommt mir noch der Vortheil zustatten, gleichzeitig mich von der Schneckenplage zu 
befreien. Bei regnerischer Witterung muß dieses Verfahren öfters in Anwendung gebracht 
werden. 
Butterkühler. Ein einfacher und doch sehr praktischer Kühler besteht aus einem 
großen Blumentopf, der vollständig unglasiert sein muß, dann ist eine Schüssel nöthig, 
welche groß genug ist, um den umgestülpten Blumentopf aufzunehmen. Die Schüssel 
wird etwa 10 Centimeter mit Wasser gefüllt und die Butterbüchse auf einen kleineren 
Blumentopf hineingestellt. Darüber stülpt man nun den großen Blumentopf, der nun, 
sowohl wie der kleine Topf, das Wasser aufsaugt, es zum schnellen Verdunsten bringt 
und somit die Butter in einer kühleren Temperatur erhält. Gut ist es, Brunnenwasser 
zu verwenden; selbstredend muß das Wasser in der Schüssel nachgefüllt, respective er 
neuert werden. Hausfrauen, welche nicht im Besitze eines Eisschrankes sind, ist dieser ein 
fache Kühler durchaus zu empfehlen. Ungefähr alle acht bis vierzehn Tage müssen die 
Töpfe mit reinem Wasser abgebürstet werden. 
Gebt den Hühnern Kalk! Ein erfahrener Geflügelzüchter empfiehlt die Fütterung 
von phosphorsaurem Kalk an das Geflügel. Er verwendet aus 15 Hühner täglich 5 bis 7 
Gramm, die er dem Weichfutter beimischt. Die Phosphorsäure befördert das Wachsthum der 
Hühner, die Federn erhalten einen schönen Glanz, und die Thiere bleiben gesund. 
Namentlich zur Mauserzeit ist die Fütterung von phosphorsaurem Kalk wichtig. Versuch 
mit zwölf jungen Hühnern: bei zehn Stück fügte er täglich 5 Gramm phosphorsauren 
Kalk dem Futter bei, zwei erhielten aber diese Beigabe nicht; die Folge war, daß die 
letzteren wesentlich zurückblieben. 
Wein aus schwarzen Johannisbeeren. Der Wein, welcher ausschließlich aus 
schwarzen Johannisbeeren bereitet ist, zeichnet sich nicht allein durch seine Bordeauxfarbe 
aus, sondern auch durch seine Güte und sein Bouquet; er hält sich, ohne Bodensatz zu 
bilden, in einem kühlen Keller mehrere Jahre lang. Dieses süßweinige Getränk, welches 
durch die Gährung seinen specifischen Geschmack der schwarzen Johannisbeere bis auf 
ein kleines Maß, welches er aber behalten muß, verloren hat, wird ziemlich dickflüssig 
und sehr stark, weshalb man ihn beim Genusse mit etwas Wasser verdünnen kann. Zur 
Herstellung zerquetsche man die reifen Beeren, welche man vorher von den Stengeln ent 
fernt hat, aber nicht waschen darf, lasse diesen Brei circa 24 Stunden an einem warmen 
Ort bedeckt stehen und presse ihn dann gehörig aus; hierauf setze man reines, am besten 
weiches Wasser in gleicher Menge wie der Saft zu und gebe aus 2 Kilogramm Flüssigkeit 
1 I 2 Kilogramm Zucker, außerdem auf circa 12 Kilogramm Wein 1 I 2 Kilogramm recti- 
ficierten Spiritus, woraus man den Wein der Gährung überläßt. 
Daß die Oleanderblütter giftig sind, wissen wohl die wenigsten unserer Mütter 
und Hausfrauen. Ein Vorkommnis der neuesten Zeit mag dies beweisen. Das Töchterchen 
eines Arztes spielte kürzlich in der Nähe eines Oleanders. Bald darauf erkrankte es
	        
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