Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1902 (1902)

Auflösung großer Knochen zu Dünger. In ein altes Mehlfaß wird auf den 
Boden eine Schichte von Hartholzasche gelegt, auf dieses eine Schichte von Knochen und 
zwischen, dieselben ebenfalls Asche, dann abwechselnd Knochen und Asche. Das Ganze 
wird mit einer dichten Schichte von Asche abgeschlossen. Eine Beimengung von frisch 
gebranntem Kalk, eventuell auch Kainit beschleunigt den Proceß. Wenn das Faß voll ist, 
wird Wasser (besser noch Urin) darüber geleert, gerade genug um den Inhalt feucht zu 
halten; unter keinen Umständen lasse man jedoch einen Tropfen auslaugen, das wäre so 
schlimm als das Auslaugen des Dunghaufens. Im Verlauf der Zeit wird der Inhalt 
sich erhitzen und endlich so verweichen, daß man ihn mit den Fingern zerbröckeln kann. 
Wenn alles weich genug ist, wird der Inhalt des Fasses auf einen Haufen trockenen 
Lehms geleert, pulverisiert und zerbröckelt, bis er mit dem Lehm in eine gleichmäßige 
Masse vollständig verbunden ist, so daß er leicht gehandhabt und überallhin vertheilt 
werden kann. 
Heidelbeeren gegen Kälberdurchfall. Ein Viehzüchter schreibt über die Heidel 
beeren gegen den Durchfall bei Kälbern Folgendes: Vorigen Sommer hatte ich ein Kalb, 
bei welchem sich am zweiten Tage Durchfall einstellte. Ich versuchte alle angepriesenen 
Mittel, aber keines half. Da kam mir der Einfall, es mit Heidelbeeren zu probieren; 
ich gab dem Kalb vor jeder Trünke eine Handvoll zu kauen; nach zwei Tagen war der 
Durchfall verschwunden. Seitdem gebe ich, sobald ich Kälberdurchfall wahrnehme, dem 
leidenden Thiere eine Handvoll Heidelbeeren und empfehle jedem Viehbesitzer dieses 
Mittel bei ähnlichem Falle zu probieren, überzeugt, daß es nachher in seiner Haus 
apotheke den ersten Platz einnehmen wird. Die Heidelbeeren müssen sorgfältig an der 
Luft getrocknet und dürfen nicht schimmelig sein. 
Der Kronenschnitt der Obstbäume. Junge Aepfel- und Birnenhochstämme, die 
vielleicht das erste- oder zweitemal Früchte bringen, beugen sich unter der Last derselben, 
so daß man jederzeit befürchten muß, die jungen Kronen werden sich spalten. Die Aeste 
sind zu schwach, um sich zu tragen; dieser Uebelstand rührt daher, daß man die Bäume 
uach dem Pflanzen sich selbst überließ und sie nicht mehr regelmäßig geschnitten hatte. 
Dadurch, daß man an den jungen Kronen keinen Rückschnitt vornahm, bildeten sich zwar 
lange, aber schwache Triebe, die sehr bald Blütenknospen ansetzten und Früchte brachten. 
Hätte man dagegen diese Triebe zurückgeschnitten, so wären statt der Blütenknospen 
Seitentriebe (Verstärkungstriebe) entstanden, durch die sich die zurückgeschnittenen Triebe 
um ein bedeutendes verstärkt hätten. Daher ergeht an alle Obstzüchter die Mahnung, 
die Kronen ihrer jungen Obstbäume in den ersten drei bis vier Jahren nach der Pflanzung 
einem regelrechten Schnitt zu unterwerfen. Vor allem müssen nämlich die jungen Bäume 
gut formierte Kronen mit kräftigen Aesten erhalten, damit sie später auch ihre Obstlast 
zu tragen vermögen, ohne daß man gleich von Anfang an die jungen Bäume mit Stützen 
versehen muß.
	        
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