Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1902 (1902)

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Herstellung von Torfstreu für den eigenen Gedarf. 
Landwirte, die Torfbrüche besitzen, sollten es nicht versäumen, sich 
Torfstreu oder Streutorf für ihren Bedarf herzustellen, zumal in stroharmen 
Jahren. Die Colonisten in den nordwestdeutschen Hochmooren stellen sich 
schon seit langer Zeit Torfstreu aus dem die oberen Schichten der Hochmoore 
bildenden Moostorf her, und zwar nach folgendem Verfahren: Eine nahe 
beim Wirtschaftshofe gelegene, vorher durch Brenncultur ausgenützte und 
hiedurch oder durch Abplaggen von der Heidenarbe befreite Moorfläche 
wird vor Eintritt des Winters mäßig tief gepflügt und im folgenden Früh 
jahre bei trockenem Wetter wiederholt leicht geeggt. Sobald die oberste Lage 
des gelockerten Torfes hinreichend abgetrocknet ist, wird sie von beiden Seiten 
der Fläche nach der Mitte in einen Wall zusammengeschaufelt. Darauf wird 
mit der Egge wieder die abgeschaufelte Fläche bearbeitet und so eine weitere 
Moorschicht aufgerissen und zerkleinert, die, nachdem sie an der Luft ge 
nügend trocken geworden ist, gleichfalls auf den Wall geschaufelt wird. Bei 
anhaltend trockenem Wetter kann man in einem Sommer das Verfahren auf 
derselben Fläche wohl zehnmal wiederholen. Von dem Walle wird die 
trockene Torfstreu abgefahren und in bedeckten Räumen aufbewahrt. Ist 
die Moorfläche nicht im Herbste gepflügt worden, so kann das Pflügen auch 
im Frühjahre vorgenommen werden. Dieses einfache Verfahren, welches 
gar keine Maschinen erfordert, ist zur Gewinnung von Torfstreu für den 
eigenen Gebrauch sehr zu empfehlen. 
Bekämpfung der Kohlraupe. 
Ein einfaches und angeblich sehr wirkungsvolles Bekämpfungsmittel des 
Kohlweißlings besteht im Ausstreuen von etwa 60 Kilo Thomasmehl auf 
10 Ar Krautpflanzen, sobald sich die Raupe des Kohlweißlings bemerkbar 
macht. Der Erfolg soll überraschend sein. Schon nach wenigen Stunden sieht 
man einen großen Theil der Raupen die Krautpflanzen verlassen und viele 
zugrunde gehen. Am nächsten Tage hängen die Raupen massenhaft todt an 
den Krautblättern. Nach drei Tagen soll man nochmals ein gleiches Quantum 
Thomasmehl ausstreuen, wonach die letzten Raupen zugrunde gehen sollen. 
Wenn wir auch nicht für die Richtigkeit dieser Angabe einstehen 
wollen, so empfehlen wir doch einen diesbezüglichen Versuch. Sollte in der 
That die Wirkung der Thomasschlacke eine so gute sein, dann hätten wir 
nicht nur ein leicht anwendbares, sondern auch ein billiges Bekämpfungs 
mittel. Jedenfalls ist das ausgestreute Thomasmehl nicht verloren, sondern 
kommt dem betreffenden Felde zustatten. 
Ein anderes unfehlbar sicheres Mittel soll der Alaun darstellen. Nach 
Mittheilungen vom Rhein nimmt man für 10 Liter Wasser 20 Gramm 
Alaun und bespritzt damit die Kohlköpfe. 
Jedenfalls sind beide Mittel des Versuches wert und möchten wir 
dazu die Anregung gegeben haben.
	        
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