Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1902 (1902)

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fiederspaltig eingeschnitten. Die Frucht ist eine einseitige Kapsel. Diese 
Pflanze hat einen stinkenden Geruch, wächst ganz in der Nähe der Wohn 
gebäude, selbst zwischen dem Steinpflaster derselben wuchert sie hervor; 
auch auf Schuttplätzen hat sie häufig ihren Standplatz. Die gifügen Er 
scheinungen sind den früher erwähnten Pflanzen ähnlich. Bei allen dreien 
wird die Augenpupille erweitert, es erfolgt Ohnmacht und auch Tod selbst 
bei geringem Genusse. 
Bis zur ärztlichen Hilfe ist nach Genuß aller erwähnten Giftpflanzen 
Kaffee, Essig, Wein, Citronensaft, Milch anzuwenden, selbstverständlich auch 
Erbrechen einzuleiten. 
Die Einbeere, grüne Blumen mit vier äußeren und vier inneren 
Zipfeln. Die Blätter stehen quirlförmig. Die Frucht ist eine blauschwarze 
Beere. Sie kommt vereinzelt im Laubwalde vor und blüht im Mai. Auch 
diese Pflanze ist durch ihre zum Genusse einladende Beere sehr gefährlich, 
da selbe ein stark wirkendes Gift enthält. Die Wurzel erregt beim Ge 
brauche Erbrechen, das Kraut hat durchführende Eigenschaften und die Beere 
wirkt in erster Linie betäubend. 
Die Nieswurz, auch weiße Nieswurz genannt, hat einen bis 
V2 Meter hohen Stengel, weißlichgrüne Blüten, elliptische, scheidig umfassende, 
gefaltete Blätter, als Frucht eine häutige, dreihörnige Kapsel. Sie blüht 
im August und kommt nur in gebirgigen Ländern vor. Die Wurzel ist 
sehr giftig, reizt im getrockneten Zustande heftig zum Niesen, erzeugt Er 
brechen, Taumel, Bewußtlosigkeit. 
Die im Volksmunde genannte Nieswurz (schwarze und grüne) hat 
auch giftige Eigenschaften, doch nicht in dem Maße. Sie ist leicht er 
kenntlich durch die großen weißen und grünen Blumenblätter und die leder 
artigen, gefiederten, grundständigen Blätter. Sie blüht schon, wenn rund 
herum die Schneedecke lagert, und sie heißt auch Christwurz. 
Der Eisenhut, blaue oder gelbe Blumen von eigenthümlichem, hut 
förmigem Bau. Das oberste Blumenblatt ist helmförmig gewölbt, die 
Blätter sind vielfach zerschlitzt. Einige Arten dieser Pflanze sind be 
sonders giftig, insbesondere die Wurzel. Zufällige Vergiftungen sind hier 
also ausgeschlossen. Die Pflanze wird nur zu arzeneilichen Zwecken verwendet. 
Sie kommt nur in gebirgigen Gegenden vor, wo höchstens das Alpenvieh 
weidet, und dasselbe meidet diese und alle schädlichen Kräuter. Die 
Wirkung ist zuerst heftiges Brennen im Munde und der Speiseröhre, dann 
erweitert sich die Pupille, es folgt Schwindel, Ohnmacht, es schwindet der 
Puls und endlich tritt der Tod ein. 
Der Schierling, ein Doldengewächs mit weißen Blüten, dickem, 
unten gegliedertem Stengel, dreifach gefiederten Blättern, mit lineal- 
lanzettlich stark gesägten Zipfeln, großen Dolden ohne allgemeine Hülle, 
Früchtchen rundlich, zwei Knoten vorstellend, die Wurzel dick, der Länge 
nach durch Querfächer getheilt, die den sehr giftigen Milchsaft enthalten. 
Die Blütezeit fällt in den Monat August. Der Standort ist an Ufern 
von Flüssen und Teichen. 
Da die Wurzel einen süßlichen Geschmack besitzt, werden die Kinder 
zum Genusse verleitet, der häufig sogar einen tödlichen Verlauf nimmt.
	        
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