Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1901 (1901)

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Des Landwirts Hausthierapotheke. 
Der große Nutzen, welcher jedem Viehbesitzer erwächst, wenn er bei 
eintretender Krankheit im Viehstalle die nöthigen Arzeneistoffe im Hause bereit 
hat, ist schon öfters hervorgehoben worden. In vielen Fällen wird der Land 
mann selbst imstande sein, durch Anwendung geeigneter Mittel die Krankheit 
zu heilen, und er braucht dann den Thierarzt nicht rufen zu lassen und zu 
bezahlen. In allen Fällen aber, wo er die Krankheit nicht erkennt, requiriere 
er sofort sachverständige Hilfe. Eine Thierapotheke soll enthalten: 
1. Alaun. Er kommt als zusammenziehendes Mittel innerlich zur 
Anwendung bei Durchfällen, Blutharnen, Harnruhr und Blutungen im Darm. 
Man gießt Pferden und Rindern 8 Gramm, Schweinen und Schafen 2 Gramm, 
Hunden 1 Gramm täglich zweimal in Wasser gelöst und mit Mehl zu einem 
Teig angerührt oder mit Schleim. Aeußerlich 25 Gramm in 1 Liter Wasser 
gelöst als Waschmittel bei Quetschungen. 
2. Aloe. Als abführendes Mittel für Pferde 35 Gramm, für Rinder 
45 Gramm, für Schafe und Schweine 15 Gramm in Wasser gelöst, dem 
man etwas Seife zusetzt. — Aloeextract ist ein sehr beliebtes Mittel bei 
Koliken. Die Gabe ist 10 Gramm mit Oel oder Schleim. 
3. Arnicablumen. Zur Bereitung der Arnicatinctur nehme man 
1 Theil Arnicablumen und 8 Theile Spiritus. Zum Einreiben bei Verrenkungen. 
4. Bleiwasser. Zum Waschen äußerer Entzündungszustände aller Art. 
5. Kalmuswurzel. Als magenstärkendes Mittel gegen Appetitlosigkeit 
und Blühsucht. Für Pferde und Rinder 30 Gramm, für Schafe und Schweine 
10 Gramm, für Hunde 2 Gramm, täglich viermal. 
6. Kampfer. Wirkt belebend und nervenstärkend; man verwendet ihn 
daher innerlich bei allgemeiner Lebensschwäche, bei bleichsüchtigen und wasser 
süchtigen Zuständen und bei aufgeregtem Geschlechtstrieb. Für Pferde 4 Gramm, 
für Rinder 6 Gramm, für Schafe und Schweine 2 Gramm, für Hunde 
0 5 Gramm. Täglich mehreremale eine solche Gabe in Spiritus gelöst 
mit Schleim oder Eigelb. Aeußerlich 1 Theil mit 7 Theilen Spiritus und 
2 Theilen Wasser als Waschmittel bei Anschwellungen verschiedener Art, 
Euterentzündungen, Starrkrampf, Lähmungen, Rheumatismen. 1 Theil mit 
5 Theilen Schmalz als Salbe gegen frische Euterentzündungen der Kühe, 
Milchknoten und Euterverhärtungen. 
7. Kamillenblumen. Als schmerz- und krampfstillendes Mittel ganz 
vorzüglich bei Krämpfen des Darmcanals und bei Windkolik. Für Pferde 
und Rinder 50 Gramm, Schafe und Schweine 10 Gramm, Hunde 5 Gramm. 
Diese Gabe wird mit kochendem Wasser übergössen und alle drei Stunden 
wiederholt. 
8. Kollodium. Es wird zum Schließen von Wunden aller Art durch 
einfaches Ueberpinseln verwandt. 
9. Eisenvitriol. Wegen seiner zusammenziehenden Wirkung gibt 
man ihn bei Blutharnen, Harnruhr und bei hartnäckigen Durchfällen. Für 
Pferde und Rinder 8 Gramm, Schafe und Schweine 1 Gramm, Hunde 
0 3 Gramm. Man gibt ihn mit Enzian, Kalmus oder Wacholderbeeren 
zu Pulver täglich zweimal.
	        
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