Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1915 (1915)

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Abstammungsnachweis, aus dem der Milchertrag der Mutter ersichtlich 
ist, anzufordern. Gut vererbende Zuchtstiere sind möglichst lange zur Zucht 
zu benutzen und so zu füttern, daß dies auch erreicht wird. M. 
Milch von enterkranken Kühen. 
Der Schaden, den die Landwirtschaft alljährlich wegen des durch Euter 
entzündungen verursachten Milchausfalles erleidet, kann auf viele Millionen 
Kronen geschätzt werden. Unter allen Eulerfehlern besitzt die Ein-, Zwei 
und Dreistrichigkeit der Kühe die größte wirtschaftliche Bedeutung. Diese 
Zustände sind nicht, wie bisher allgemein geglaubt wurde, die Folgen schlech 
ten und ungenügenden Ausmelkens oder die Folge von Erkältungen, sondern 
sie entstehen durch die Einwanderung von Bakterien bestimmter Art durch 
den Strichkanal in das Drüsengewebe. Die Krankheitskeime befinden sich 
in der mit dem Produkt kranker Striche verunreinigten Streu und gelan 
gen entweder direkt oder durch die Hände der Melker, die zuerst kranke 
Striche melken und dann die Keime auf die gesunden Striche der erkrankten 
Kuh und auf die Striche gesunder Kühe übertragen, in das Euter. Daher 
kommt es, daß die Krankheit unter den Tieren des einen Melkers häufiger 
vorkommt als unter den Tieren eines anderen Melkers, der kein krankes 
Tier unter den ihm zugeteilten hat. Die Erfahrung lehrt, daß die von der 
Krankheit befallenen Striche trotz besten Ausmelkens und trotz Behandlung 
verloren sind: sie verfallen dem Schwund und werden trocken. Die Krank 
heit überdauert gewöhnlich sogar die Zeit des Trockenstehens hochträchtiger 
Tiere und tritt nach dem Abkalben in der neuen Milchperiode wieder auf. 
Nicht selten bringt man mit dem Zukauf einer Kälberkuh die Krankheit 
in den Stall. Jeder Landwirt sollte sich durch planmäßig durchgeführte 
Bekämpfung vor dem Schaden dieser Seuche schützen. Dabei sind folgende 
Punkte ins Auge zu fassen: 
1. Man lasse sich beim Ankauf srischmilchender Kühe ,,Eutergerechtigkeit" 
oder „Eulergesundheit" ausdrücklich zusichern und ziehe bei Wahrneh- 
mung der geringsten Euterfehler, die man beim Melken merkt, mög 
lichst rasch einen Sachverständigen zu. 
2. Man prüfe von Zeit zu Zeit die Kühe auf das Vorhandensein von 
schleichender Euterentzündung. Diese Prüfung läßt sich am einfachsten 
dadurch vornehmen, daß von jedem einzelnen Strich Milch in ein hohes 
Röhrchen eingemolken wird und die Röhrchen 6 bis 8 Stunden an 
einem kühlen Ort, z. B. in einem ungeheizten Zimmer aufgestellt wer 
den. Jeder Bodensatz, der nicht aus Schmutz besteht, deutet auf die 
schleichende Euterentzündung hin. Er kann blutig oder mehligweiß, oder 
weißgelb, oder gelbeitrig, oder flockig sein. Derartig einfach zu behan 
delnde Prüfungsapparate sind als „Euterentzündungsprüfer" im Han 
del (Firma Stiefenhofer-München) zu haben. 
3. Die „vermolkenen" Kühe stelle man zusammen, um sie erst am Schlüsse 
der Melkzeit zu melken. 
4. Da durch das Melken der kranken Striche die Jnfektionskeime immer 
an die Hände des Melkenden gelangen und das Leiden so auf die noch
	        
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