Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1915 (1915)

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das Muttertier auch eine gute Jahresmelkung aufweist, so kann man die 
Eigenschaft der guten Milchleistung auch bei den weiblichen Nachkommen 
annehmen, während die männlichen Nachkommen diese gute Eigenschaft der 
Eltern wieder weiter vererben. 
Wenn Elterntiere mit ungleichen Eigenschaften gepaart werden, kann 
entweder ein Ausgleich der Eigenschaften bei den Nachkommen in Erschei 
nung treten oder die Eigenschaften entweder des Vaters oder der Mutier 
mehr hervortreten. 
Außerdem ist noch ein dritter Fall der Vererbung möglich, nämlich 
der, daß nicht die Eigenschaften der beiden Elterntiere, sondern solche der 
Großeltern oder noch weiter zurückliegender Vorfahren bei der Nachzucht 
auftauchen (Rückschlag). 
Jede Zucht setzt ein bestimmtes Zuchtziel voraus, das in dem Er 
streben einer guten Milchleistung oder von vielem und gutem Fleische oder 
auch einer ausdauernd guten Arbeitsleistung bestehen kann, immer aber 
die bestmöglichste Futterverwertung im Auge hat. Dabei hat man aber 
zu bedenken, daß man mit Erfolg nur immer nach einer Richtung hin 
dieses Znchtziel verfolgen kann, nämlich entweder ans hohen Milchertrag, 
gutes Fleisch oder gute Arbeitsleistung. Auf Grund dieser Erwägung hat 
auch die Auswahl der Rasse zu erfolgen. 
Diese Auswahl der Elterntiere auf Grund ihrer Leistung bezeichnen 
wir mit dem Ausdrucke „Zucht nach Leistung". 
Bei der Verfolgung der Leistungszucht muß jedoch der Gesundheit 
der Zuchttiere sowie ihrer körperlichen Entwicklung die größte Aufmerksamkeit 
gewidmet werden, soll der Erfolg nicht in kurzer Zeit wieder in Frage 
gestellt werden. Dazu gehören naturgemäße Aufzucht und Haltung, Reinlich 
keit, gesunde helle Stallungen und ausgiebige Bewegung in freier Luft. 
Je besser die Leistung vorgeschritten ist, desto ausgiebiger muß naturgemäß 
auch die Fütterung sein und in einem Stalle mit Leistungszucht wird die 
individuelle Fütterung d. h. die Fütterung nach Leistung allein einen vollen 
Erfolg zeitigen. 
Die Beurteilung der einzelnen Tiere in bezug auf ihre Leistung 
und Nutzwert erfolgt bei der Zucht auf Milchergiebigkeit am sichersten 
durch die Leistungsprüfung und wer Milchvieh züchtet, muß unbedingt die 
Höhe der jährlichen Milchleistung seiner Zuchtkühe feststellen. 
Diese Feststellung erfolgt durch die Vornahme regelmäßiger Probe 
melkungen, am besten alle 14 Tage, bei welchen die ermolkene Milch ge 
wogen und wo dies möglich, auch auf den Fettgehalt untersucht wird. 
Die beste Kuh wird laut dieses Ausweises jene sein, die neben voller 
Gesundheit, guter körperlicher Entwicklung die größte Menge an Butter 
fett liefert, nebstbei im Futterverbrauch bescheiden ist. Alle Kühe, die nun 
über der Durchschnittsleistung des gesamten Melkviehbestandes stehen, sind 
zur Zucht zu verwenden, während schlechte Futterverwerter allmählich aus 
zumerzen sind. Dadurch ist es möglich, den Milchertrag pro Kuh und 
Jahr bereits in einigen Jahren um einige hundert Liter zu steigern, 
insbesondere, wenn bei der Zuchtwahl auch der Auswahl des Stieres die 
nötige Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Bei jedem Stiernnkauf ist der 
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