Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1899 (1899)

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füttern will, daß nicht die gesammte Masse zur gleichen Zeit in das zum Verfüttern 
günstigste Stadium gelangt. Gerade wie man beim Anbau des Getreides daraus bedacht 
sein tnuß, die Erntearbeiten durch Benützung von Sorten mit verschiedener Reisezeit 
zu vertheilen, so auch beim Anbau der Futterpflanzen, und das um so mehr, als die 
Arbeiterverhältnisse auf dem Lande sich nicht bessern. Die Fähigkeit zum Durchwintern 
und der Ertrag des Spätklees sind dieselben, wie die des gewöhnlichen Rothklees. 
Kainit als Mittel gegen Getreidefliegenschäden. Schon seit einer Reihe von 
Jahren hat in vielen Wirtschaften, wo noch der einseitige Körnerbau vorherrscht, die 
Schädigung des Getreides durch Getreidefliegen stark zugenommen. So ist dies auch 
in Wirtschaften der Fall, die auf Lehmboden ständig Roggen und Hafer bauen. Erst 
nach Anwendung von Kaimt, der sonst in der Wirtschaft wenig erforderlich ist, bleibt 
die Larve der Fritfliege weg, und wenn auch einzelne Pflanzen befallen werden, so ist 
an einen Schaden gar nicht zu denken. Jedenfalls wirkt Kainit insofern günstig, als 
er den jungen Pflanzen sehr große Mengen aufnehmbaren Kalks zur Verfügung stellt 
und so das Wachsthum derartig fördert, daß die Schmarotzer nicht dagegen fressen können. 
Wert der Straßenerdc. Straßenerde ist das Product der Zermalmung von 
Gestein durch die Wagenräder und enthält außerdem organische Stoffe aus den Ex 
crementen der Thiere und aus den Pflanzen, die an den Rändern der Straße wachsen. 
Durchschnittlich hat die Untersuchung der Straßenerde ergeben, daß sie 1*14% Gips, 
213% phosphorsauren Kalk, 1*79% lösliche Kieselsäure, 0*051% Chlorkalien, 7*20% 
organische Substanz und 0*2% Stickstoff enthält. Die Zusammensetzung der Straßen 
erde wird selbstredend nicht überall dieselbe sein, sondern besonders nach dem Stein 
material, welches zur Beschlagung der Straße benützt wurde, wechseln; jedenfalls aber 
eignet sich die Straßenerde trefflich zur Bereitung von Dünger, namentlich von Compost 
für Wiesen und gibt in der That die günstigsten Resultate, besonders dann, wenn man 
ihr noch etwas Holzasche zusetzt. Bei uns benützt man nur wenig die Straßenerde zur 
Düngung. Versuche würden beweisen, welcher wichtiger Dungstoff sie dem Landwirt 
werden könnte, ohne ihm Ausgaben zu verursachen. 
Soll die Zucht der Truthühner erhebliche Resultate zeitigen, so darf man 
nur dreijährige Hähne — zweijährige sind noch nicht vollkommen ausgewachsen — und 
zwei- bis sechsjährige Hennen in kräftigen Exemplaren zur Weiterzucht benützen. Zu 
einem Hahn können sechs, höchstens acht Hennen gegeben werden, dabei ist jedoch stets 
für Blutauffrifchung zu sorgen, da die Truthühner durch Inzucht leicht zurückgehen und 
besonders die Jungen von Zucht zu Zucht schwächlicher und in der Aufzucht empfind 
licher werden. 
Die Menge und der Fettreichthum der Kuhmilch hängt ebenso sehr von der 
Kuh und deren Zucht ab, als von dem Futter. Bei einer schlecht gezüchteten Kuh wird 
auch das beste Futter nur eine geringe Wirkung erzielen lassen. Milchergiebigkeit und 
Fettreichthum sind, wie durch exacte Versuche in letzter Zeit nachgewiesen ist, Familien 
eigenschaften. Dadurch, daß man täglich Milchmenge und Fettgehalt der Milch ermittelt, 
kommt man zu brauchbaren, guten Kühen. 
Chilisalpeter als Vertilgungsmittel für Raupen, Blattläuse und sonstiges 
Ungeziefer. Ein praktischer Gärtner, welcher verschiedene Mittel angewendet hatte, um 
deut alljährlich wiederkehrenden Raupenfraße, welcher seine Johannis-, und Stachelbeer 
sträucher zerstörte, zu begegnen, versuchte es mit einer Chilisalpeterlösung, welche wirk 
sam erschien. Etwa 150 Gramm des Salpeters werden in heißem Wasser aufgelöst 
und dann wird die Lösung mit heißem Wasser auf 20 Liter ergänzt. Nach gehöriger 
Vermischung der ganzen Lösung werden die Sträucher mit derselben bebraust, welche 
Arbeit nötigenfalls zu wiederholen ist. Der betreffende Gärtner behauptet, daß er 
bei zweimaligem Ueberbrausen alle Raichen getödtet habe und die Sträucher ganz 
gesund blieben. Auch die sehr lästigen Blattläuse sind auf diese Weise von verschiedenen 
Pflanzen und Obstbäumen vertilgt worden. 
Ein bewährtes Mittel gegen Hufspaltentzündung ist Alaun. Man nimmt ein 
Hühnerei großes Stück Alaun,'löst es in ^ Liter warmem Wasser auf und spritzt die 
Lösung mit einer Spritze in den Hufspalt. Zu diesem Zwecke muß man aber den Fuß 
des Thieres aufheben, damit die Flüssigkeit besser hineinkommt. Eine einmalige Ein 
spritzung genügt meistens; am zweiten Tage ist die Entzündung gewöhnlich behoben.
	        
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