Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1899 (1899)

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Eine ähnliche Zusammenstellung am 31. December 1899 
ergibt reines Vermögen fl. 30.935 
Der Zuwachs im Jahre 1899 beträgt demnach .... fl. 1.367 
oder 4°11% des Gesammtcapitals. 
Nächst einer derartigen Vermögensaufnahme wird ein ordnungs 
liebender Wirt fleißig Buch und Rechnung führen über sämmtliche Ein 
nahmen und Ausgaben und sich öfter davon überzeugen, ob das Bargeld 
mit den Aufzeichnungen im Cassabuch übereinstimmt. Wird Dienstboten der 
Lohn ratenweise bezahlt und werden Handwerker für ihre Arbeit in jedem 
einzelnen Fall nicht sofort entschädigt, so ist für sic ein eigenes Abrechnungs 
büchlein anzulegen. Wenn wir genau aufzeichnen, was der Haushalt an 
Lebensmitteln verzehrt, was an Saatgut nothwendig ist und was verfüttert 
wird, so sind wir in der Lage, durch Vergleich mit den Erntemengen stets nach 
zurechnen, was an Vorräthen noch auf dem Speicher vorhanden sein muß 
und was an solchen noch verkauft werden kann. Ein genauer Ueberschlag 
über die Futtervorräthe und eine zweckentsprechende Futtercintheilung ist 
natürlich nur dann möglich, wenn wir auch schriftliche Aufzeichnungen 
machen über Heu, Stroh, Wurzeln, Knollen u. dgl. In einer eigenen 
Tabelle sollen die zu jeder Melkzeit gewonnenen Milchmcngen eingetragen 
werden, und muß gleichzeitig aus derselben ersichtlich sein, was an Milch für 
den Verkauf, für den Haushalt und die Kälber und Schweine bestimmt ist. 
Ohne sorgfältige Aufzeichnungen ist der Landwirt gar nicht in der 
Lage, sich von den Kosten seiner Haushaltung zu überzeugen und er ver 
mag daher auch nicht zu berechnen, wie hoch ihn der einzelne Kosttag für 
das Gesinde' oder die Taglöhner kommt, da man letzteres nur dadurch 
erfährt, daß man sämmtliche Ausgaben für die Haushaltung berechnet, 
sämmtliche Einnahmen aus derselben davon abzieht und in den Rest mit 
der Zahl der Kosttage theilt. Die Zahl der Sonn- und Feiertage, die 
müßigen Tage im Winter, die Regentage rc. vertheuern natürlich den 
eigentlichen Arbeitstag bedeutend und wir werden in der Regel finden, 
daß Arbeit mit Taglöhnern ohne Kost billiger kommt als solche mit Ge 
sinde oder mit Taglöhnern mit Kost. Ebenso werden wir oft finden, daß 
uns der einzelne Arbeitstag bei unpassender Zugviehhaltung zu theuer zu 
stehen kommt, kurz wir werden auf Grund genauer Ausschreibungen höchst 
wertvolle Schlüsse für unsere ganze Wirtschaftsführung ziehen können. 
Sehr beherzigenswert ist das, was Wert in Nummer 49 vom Jahre 1891 
der „Wiener landwirtschaftlichen Zeitung" sagt: „Als Grundlage dienen 
dem Bewirtschaftenden die gewissenhaften genauen Aufzeichnungen aller 
Vorkommnisse im Betriebe, worunter jede Verwendung von Geld und 
Naturalien. zu rechnen ist, gleichwie auch jeder Empfang pünktlich und 
gewissenhaft verzeichnet werden muß. Solche Aufzeichnungen gehen Hand 
in Hand mit der sogenannten Calculation. . . Auf diese Calculatiouen 
oder Berechnungen einzelner Vorkommnisse legen wir das größte Gewicht, da wir 
von der Ueberzeugung durchdrungen sind, daß der fleißige Calculator in der 
Regel auch ein guter Denker, ein Geschäftsmann ist, oder mit der Zeit 
wird, der vorher wohl überlegt, bevor er zur Durchführung einer An 
gelegenheit schreitet."- Staudachcr.
	        
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