Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1897 (1897)

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Der Umbruch des abgeernteten Feldes muß besonders rasch erfolgen, 
wenn Zwischenfrüchte, sei es zur Futtergewinnung oder Gründüngung, gebaut 
werden sollen. Zu diesem Zwecke wird namentlich der Roggen sofort hinter 
der Sense aufgebunden und in Puppen gestellt. Wenige Stunden nach 
Beginn des Schnittes kann dann der Pflug folgen und das Feld bis auf 
die Streifen, auf denen die Puppen stehen, umbrechen und zur Aussaat der 
Zwischenfrucht vorbereiten. 
Da bekanntlich der Roggen, wo er gepuppt wird, wegen der langsamen 
Nachreife in den Puppen um mehrere Tag§ früher gemäht werden kann 
als da, wo er am Schwaden nachtrocknen soll, so gewinnt man durch diese 
Methode reichlich acht Tage Zeit, was für das Gedeihen und die Ent 
wicklung der Nachfrucht von großer Bedeutung ist. 
Die Vortheile eines raschen und seichten Stoppelsturzes sind so viel 
seitige und dabei einleuchtende, -daß der als ein schlechter Wirt angesehen 
werden muß, der nicht alles daran setzt, seine Felder nach der Aberntnng 
möglichst bald umzubrechen. 
Wo man Stoppelfelder bis tief in den Herbst hinein oder gar bis 
zum nächsten Frühjahre stehen sieht, ist man berechtigt, zu schließen, daß die 
Landwirte daselbst wenig Verständnis für den Feldbau besitzen oder zu. 
indolent sind, sich die Vortheile eines rationellen Ackerbaues zuzuwenden. 
welche Aenderungen im landwirtschaftlichen Betrieb em 
pfehlen sich bei den gefunkenen Lruchtpreisenl 
Die gegenwärtigen Getreidepreise sind zu nieder im Verhältnisse zu 
den Productionskosten. Dieser Zustand ist aber leider kein vorübergehender, 
sondern, da die Ursachen dauernd, ebenfalls ein dauernder. Infolge des ge 
waltigen Aufschwunges des Verkehrswesens (Eisenbahnen und Dampfschiff 
fahrt), der gewaltigen Concurrenz und der dadurch hervorgerufenen niederen 
Transporttarife ist es jetzt möglich, eine Ware, welche dem Verderben bei 
trockener Aufbewahrung so wenig unterliegt wie das Getreide, aus den 
entlegensten Ländern der Erde um fabelhaft billige Tarifsätze auf unseren 
Markt zu werfen. Eine günstige Folge dieser Concurrenz ist, daß die Ge 
treidepreise gleichmäßiger geworden sind, und daß der Ausfall der Getreide 
ernte eines einzelnen Landes keinen wesentlichen Einfluß auf die Weltpreise 
ausübt, aber da die Getreide-Production der ganzen Welt den Bedarf über 
steigt, zeigt sich auf den verschiedenen Märkten ein Ueberslnß, und dieser 
erzeugt niedrige Preise Trotzdem hat es auf den Preisstand einen be 
deutenden Einfluß, ob in einem Lande die Getreideernte schlecht ausgefallen 
ist oder gut. 1892 hat Deutschland eine geringere Ernte gehabt, und ist 
deshalb die Einfuhr von 95 Millionen Centner Roggen und 46 Millionen 
Centner Weizen auf 135 Millionen Centner Roggen und 63 Millionen 
Centner Weizen gestiegen, und dennoch waren höhere Preise. 1893 ist die 
Einfuhr wieder bedeutend zurückgegangen und dennoch die Preise gesunken. 
Ter Einfluß dieser niederen Getreidepreise auf die Getreide-Production wird
	        
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