Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1897 (1897)

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Dabei wird zugleich erreicht, daß der Boden, welcher, der deckenden und 
beschattenden Pflanzendecke beraubt, nun unbeschützt den sengenden Sonnen 
strahlen und trocknenden Winden preisgegeben, rasch austrocknen würde, vor 
weiteren Verlusten an Bodenfeuchtigkeit bewahrt wird. Die durch den Stoppel 
sturz und darauf folgende Egge erzeugte lockere Beschaffenheit der oberen 
Bodenschichte verhindert das Aufsteigen der Feuchtigkeit aus den tieferen 
Schichten, während der geschlossene, festgelagerte Boden durch die Haar 
röhrchenwirkung fortwährend das Wasser aus der Tiefe zutage bringt und 
demnach in kurzer Zeit vollends austrocknet. 
Und thatsächlich weiß jeder Landwirt, daß es bei andaueruder Dürre 
oft unmöglich ist, ein Feld, auf dem der Stoppel lange ungestürzt blieb, 
zu ackern, oder wenn es mit großer Kraftanstrengung gelingt, dasselbe um 
zubrechen, sich harte Schollen und Brocken bilden, die es vor Eintritt eines 
ausgiebigen Regens unmöglich machen, das Feld weiterzubearbeiten. Wurde 
aber der Stoppel rechtzeitig gestürzt, dann kann die nächste Ackerung ohne 
großen Widerstand erfolgen, und der Boden zeigt jene Lockerheit und 
Schüttigkeit, die die Pflanzen zu ihrem Gedeihen beanspruchen. 
Ein weiterer Umstand, der ein rasches und seichtes Stürzen der Stoppeln 
erfordert, ist die Bedachtnahme auf die Vertilgung der Unkräuter. 
Die meisten Unkrautsämereien fallen aus, bevor noch die Sense den 
ganzen Pflanzenstand vom Boden trennt. Hat man es nicht verhindern 
können, daß diese Selbstansaat der lästigen Schmarotzer erfolge, so muß 
nian doch trachten, daß sie so rasch als möglich zum Keimen gebracht werden, 
um sie dann vernichten zu können. Dazu ist aber erforderlich, daß sie nicht 
zu tief in -den Boden kommen und genügende Feuchtigkeit finden. Werden 
sie tief eingeackert, so bewahren sie ihre Keimfähigkeit lange Zeit und 
laufen, zur Unzeit in die Höhe gebracht, gleichzeitig mit der gebauten Frucht 
auf, der sie nun Platz und Nahrung rauben und die Möglichkeit nehmen, 
einen vollen Ertrag zu geben. Bei seichtem Stoppelumbruch kann aller 
Ausfall zum Wachsthum gelangen und durch späteres Uebereggen vernichtet 
werden. 
Zur geeigneten Ausführung des Stoppelsturzes eignen sich am besten 
die mehrscharigen Pflüge, mit denen man ohne Ueberanstrengung der 
Zugthiere ungleich mehr leisten kann als mit den gewöhnlichen Pflügen. 
Der rechtzeitig vorgenommene und seichte Stoppelsturz erfordert in 
der Regel so wenig Kraft, daß ein Zugthier am Pfluge mehr leistet als 
später, wenn der Boden verhärtet ist, zwei. 
In manchen Gegenden ist das sogenannte Bälken der Stoppelfelder 
üblich, um rasch mit dem Umbrüche zu Ende zu kommen. Dabei wird nur 
immer die zweite Furche geackert, während die stehenbleibenden Streifen 
durch die Erde der ausgeworfenen Pflugfurchen gedeckt werden. Durch diese 
Methode wird der angestrebte Zweck, die Pflanzenrückstände zum raschen 
Verwesen zu bringen, den Unkrautsämereien den Aufgang zu ermöglichen 
und die Bodenfeuchtigkeit zu conservieren, auch erreicht, sobald durch ein 
Quereggen die Erde zumtheil in die Furchen zurückgezogen wird. Immer 
hin ist diese Arbeit sehr unvollständig, da nur jede zweite Furche gelockert 
und dem Einflüsse der Luft zugesichert wird.
	        
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