Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1895 (1895)

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sonders durch die vierkantigen Neste und seine rosenfarbigen, vier bis fünf 
fächerartigen Kapseln. Derselbe erfordert sandigen, lehmigen und auch kalk 
haltigen Boden. In unseren Alpengegenden steigt er bis 800 Meter empor; 
verbreitet ist er durch ganz Europa. 
Das Holz ist feinfaserig, gelblich und wird gern zu Spindeln benützt, 
neuerer Zeit auch zu Zahnstochern, hauptsächlich aber zu Drechslerarbeiteu. 
Der Samen ist für Ziegen und Schafe schädlich, soll sogar manchmal tödlich 
wirken. In früherer Zeit war derselbe als Purgiermittel medicinisch in 
Verwendung. 
26. Die Eberesche, der Vogelbeerbaum, hat gefiederte Blätter, weiße 
doldige Blüten mit rothen Beeren und kommt in Wäldern, Auen, an schat 
tigen Orten allenthalben vor; sie wird als Ziergehölze für Alleen oder 
auch vereinzelt angepflanzt. Sie ist in Mitteleuropa, in den Gebirgen Süd 
europas und Asiens, östlich vom Himalaya, nördlich bis Schweden heimisch. 
Der Stamm wird bis 10 Meter hoch, die Früchte sind Lieblingsspeise der 
Großvögel; aus denselben wird auch Brantwein, der Vogelbeerschnaps, 
bereitet. 
Das Holz ist weißlich, hart, zuweilen auch schön gemasert; es dient 
zu Tischler- und Drechslerarbeiten. 
Eine Abart mit siebenlappigen Blättern, ovalen, bräunlichen Früchten, 
die Elsbeere, ist weniger verbreitet und kommt mehr an Zäunungen vor. 
27. Der Lindenbaum, als am Waldrande befindlich, ist hier auch 
anzuführen. Seine große, schattige Krone und seine eigenthümlichen, gelben, 
mit Hochblättern versehenen Blüten machen ihn sogleich erkennbar. Man 
unterscheidet die Winterlinde und die Sommerlinde, letztere durch die unten- 
seits behaarten Blätter. Erstere ist bei uns seltener in die Voralpen hinauf 
steigend, aber in Laubholzwäldern, auf hartem Gestein allenthalben ge 
mein. Die Winterlinde hat ihr eigentliches Vaterland in ganz Europa, 
und hauptsächlich im mittleren Rußland und bildet dort sogar Waldbestände. 
Die Sommerlinde wird viel älter, wohl über 1000 Jahre, und 
erreicht eine sehr bedeutende Baumstärke; sie wird an schönen Punkten gern 
angepflanzt und ziert weithin die Landschaft; die Blüten werden mit Vor 
liebe von den Bienen besucht. Das Aroma der Blüten gibt auch einen viel 
gebrauchten Thee, der beruhigend, krampfstillend und schweißtreibend wirkt. 
Das weiße Holz ist weich, daher von Bildhauern und Drechslern 
vielfach verwendet; die Kohle wird zur Schießpulverbereitung und zu Zahn 
pulver und Reißkohle und der Bast zu Matten und Saiten gebraucht. 
Zum Schlüsse folgen noch Gesträucher, die mit dem Wälde in innigem 
Zusammenhange stehen und noch theilweise von verschiedenartigem Nutzen 
sind. Das Holzwerk wird öfter als Reisig verwendet, die verschiedenen Arten 
als Ziersträucher und auch zur Verzäunung gebraucht. Sie fordern meistens 
keine besondere Bodenbeschaffenheit und finden sich in allen Continenten in 
den Waldbeständen. Ich führe von diesen Arten nur die wichtigeren an: 
1. Der Kreuzdorn, ein Strauch von circa 3 Meter Höhe, gegen 
ständigen Aesten, die Zweige an der Spitze mit einem Dorn, mit ovalen,
	        
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