Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1895 (1895)

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wurde, ist nahezu ganz verschwunden; daher die Klagen über die Dienst- 
Lotennoth. Die Ursache dieses schädigenden Uebels des Ungehorsams und 
der übermüthigen Ansprüche der weiblichen Dienstlente liegt darin, daß ein 
großer Theil der jungen Frauen es für unnütz und nicht standesgemäß 
findet, sich den edlen Pflichten der Haushaltung zu widmen und die Füh 
rung eines Haushaltes nicht erlernt haben; infolge dessen werden die Be 
fehle solcher Hausfrauen von den übermüthigen Dienstmädchen in unbe 
scheidenen: Tone zurückgewiesen oder hinter dem Rücken der Hausfrau lächerlich 
gemacht. Eine junge Hausfrau, welche in der Kochkunst und Haushaltung 
theoretisch und praktisch gut geschult ist, kann ihre Dienstmädchen belehren, 
wie für die Familie gekocht, eingetheilt und verwertet werden muß, und 
gewinnt dadurch die Achtung und den Gehorsam ihrer Dienstmädchen. Selbst 
wenn die junge Hausfrau es nicht nöthig hätte, bei den häuslichen Arbeiten 
mitzuwirken, so sollte sie doch befähigt sein, die Küche und das Hauswesen 
mit Umsicht zu leiten, dadurch als Muster für. andere zu gelten und zur 
Förderung des häuslichen Glückes und Wohlstandes beizutragen. Die un 
bedingt erforderlichen Kenntnisse und Eigenschaften, welche die Töchter in 
ihrem künftigem Berufe als weise, sparsame und häusliche Frauen besitzen 
sollen, um das Glück der Ehe, die Wohlfahrt der Familie dauernd zu 
gründen, lassen sich aber nicht erst an dem Tage, wo man sie braucht, er 
werben, sondern es muß schon früher durch die Erlernung der Kenntnisse 
und Thätigkeiten der Kochkunst und Haushaltung und deren praktische 
Uebung der Grund zur gedeihlichen Ausführung in der Leitung des Haus 
wesens gelegt werden. Die Unterweisung in der Haushaltungsknnde und 
Kochkunst erfolgt entweder im elterlichen Hause unter der Anleitung der im 
Haushaltungswesen vortrefflichen Hausfrau als Mutter, oder, wo die Fa 
milien- oder geschäftlichen Verhältnisse die mütterliche Unterweisung nicht 
gestatten, in einer Haushaltungsschule, deren Aufgabe es ist, die Töchter 
nicht nur mit den Handgriffen beim Kochen vertraut zu machen und sie zu 
unterweisen, wie aus den Rohstoffen wohlschmeckende Speisen herzustellen 
sind, sondern sie auch über die vom Standpunkte der Gesundheitspflege, 
Nahrhaftigkeit, nöthigen Menge und Billigkeit zu stellenden Anforderungen 
zu belehren und die Töchter in allen Hausarbeiten und in der Haushaltungs 
führung praktisch zu unterweisen. Wo die Eltern gezwungen sind, ihren 
Töchtern das Kochen an einem Orte, meist in der Küche eines besseren 
Gasthofes oder Hotels, wo die Lehrfräuleins zwar in der Zubereitung von 
pikanten aber wenig nahrhaften Gasthausspeisen eingeweiht werden, aber 
von der im Familienleben gewünschten Zubereitung einer gesunden, kräftigen, 
wohlschmeckenden und dennoch billigen Hausmannskost und der hiezu er 
forderlichen Menge von Rohstoffen, — Lebensmitteln — keine Kenntnisse 
erhalten, — das Weißnähen an einem zweiten Orte, das Kleider 
machen an einem dritten Orte, die Verköstigung und Wohnung 
an einem vierten Orte, ohne alle Aufsicht den für die Jugend gefähr 
lichen Verlockungen des Städtelebens preisgegeben, vereinigen die Haus 
haltungsschulen alle diese häuslichen Unterrichtszweige viel mehr und viel 
billiger, indem die Unterweisung in allen Fächern der Haushaltungskunde 
eine gründlichere ist und auf die religiös-sittliche Erziehung und Ausbildung
	        
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