Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1895 (1895)

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füttern von ungeschnittenem grünen Klee, Luzerne, Esparsette ein großer 
Theil dieser Futtermittel von dem Vieh, besonders in der Zeit, wo letzteres 
von Fliegen arg gequält wurde, unter die Füße getreten und somit der 
Düngerstätte ungenützt übergeben wurde, hat veranlaßt, sämmtliches Grün 
futter dem Vieh kurz geschnitten vorzulegen. Daß sich dieses bei einer Zu 
gabe von Strohhäcksel im Verhältnisse von 1:3 oder 4 auffallend runder 
und wohlbeleibter hielt und bei fernerer Zugabe von' 1 — 2 Pfund Ge 
treideschrot aber auch im Milchertrage den nur mit grünem Klee gefütterten 
Milchkühen vollständig gleichkam, sie womöglich noch übertraf, ließ die 
Ueberzeugung gewinnen, daß reine Grünfütterung trotz des günstigen Nähr 
stoffverhältnisses viel weniger rationell, vielleicht gar eine Verschwendung 
der zeitweise in großer Masse zur Verfügung stehenden eiweißreichen Nähr 
stoffe sei und sich deshalb eine Zugabe von Strohhäcksel und Getreideschrot 
sowohl vom praktischen als theoretischen Standpunkte aus rechtfertigen lasse. 
— Abgesehen davon, daß sich bei großen Rindviehbeständen die Grün 
fütterung in futterarmen Jahren auf diese Weise leichter und gleichmäßiger 
durchführen läßt, findet auch eine gleichmäßigere Vertheilung des eiweiß 
reichen Futters auf das ganze Jahr statt, weil dasjenige, was von letzterem 
im Sommer erspart wird, der oft so eiweißarmen Nahrung des Winters 
zugute kommt. 
Eine Zerkleinerung des Grünfutters bis auf 4 — 5 Centimeter dürfte 
im allgemeinen das Beste sein. Bei weiterer Zerkleinerung geht zuviel Saft 
verloren, besonders dann, wenn sie nicht im Gemenge mit Stroh vor 
genommen wird. Das Schneiden geschieht am besten gleichzeitig mit dem 
Stroh, welches dann sogleich den Saft des Grünfutters aufnimmt. Beim 
Langvorlegen wird das unschmackhaftere, überjährige Stroh selten oder doch 
immer nur in ungenügender Quantität aufgenommen. Das geschnittene 
Grünfutter muß aber baldigst verfüttert werden, weil es welk und nnschmack- 
haft wird und sich in großen Haufen leicht erhitzt. Stets lege man das 
Grünfntter in kleinen Portionen vor; es wird dadurch am sichersten der 
Verschleuderung von Futter und auch dem Aufblähen vorgebeugt. 
Bei der Grünfütterung ist der Stall möglichst reinzuhalten, daher 
sind die Streumengen gegenüber der Stallfütterung zu vermehren. Zur 
Aufbewahrung von Grünfuttervorräthen für 2—3 Tage sind luftige Latten- 
geräthe aufzustellen, um das Grünfutter frisch erhalten zu können. Bei 
dem Mähen, welches am besten des morgens oder des abends, jedoch mög 
lichst in trockenem Zustande des Grünfutters geschieht, vermeide man ein 
langes Liegen an der Sonne und infolge dessen ein Abwelken; das herein 
gebrachte Futter breite man alsbald dünn und locker ans, damit es sich 
nicht erhitze, und fahre nicht mehr an, als man für die nächsten Mahlzeiten 
braucht. Sollte es sich jedoch erhitzt haben, so muß es vor der Berfütterung 
an die freie Luft gebracht und ausgebreitet werden. 
Die Ernte von Leu- und Kleeheu. 
Jeder praktische Landwirt wird gern zugestehen, daß von einer er 
giebigen Ernte guten Wiesen- und Kleeheues die Haltung unserer Nutzthiere
	        
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