Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1895 (1895)

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sondern nur durch sorgfältige Beobachtung in der Praxis erlernen läßt. 
Wer bei der Käserei gedankenlos arbeitet und nicht nur alle Vorgänge 
während des Reifens außeracht, sondern vielleicht auch noch die Beschaffen 
heit der Milch, die Stärke des Labes, die Temperatur re. unberücksichtigt 
läßt, der darf sich wohl keiner Hoffnung hingeben, daß er aus der Käserei 
einen Nutzen ziehen werde. 
Bon den Fehlern, welche in der Käse-Erzeugung am häufigsten vor 
kommen, sind zu erwähnen das Blähen des Käses, welches sowohl bei Hart- 
wie Weichkäsebereitung vorkommt und seinen Grund darin findet, daß im 
Bruch zuviel Molke geblieben oder fehlerhafte Milch verwendet wurde; 
desgleichen kann der Fehler in der Temperatur deß Pressungs- und Rei 
fungsraumes liegen. Durch das Blähen verliert der Käse nicht nur die 
Form, sondern wird auch oft bitter und unangenehm schmeckend. Nicht 
minder nachtheilig ist das Rissigwerden und Zerfallen des Käses, und liegt 
dies hauptsächlich in der Temperatur des Reifungsraumes, indem derselbe 
entweder zu warm, zu kalt, zu trocken ist, oder einem raschen Temperatur 
wechsel unterliegt. Die geeignetste Temperatur des Reiferaumes beträgt 
10°—12° H. Bei Weichkäsen tritt besonders leicht das Auslaufen derselben 
auf; die Käse fließen ganz auseinander und bekommen einen bitteren Ge 
schmack, verbunden mit einem widerlichen Geruch. Zur Verhütung desselben 
muß der Bruch besonders gut ausgerührt werden, damit wenig Molke sich 
darinnen befinde, sonst bekommt der Käse bei höherer Temperatur Risse, 
die Luft gelangt in das Innere desselben und begünstigt das Auslaufen. 
Außer genannten Fehlern kommt noch das Schimmligwerden, blauer Käse 
u. a. m. vor. Dort, wo in einer Gegend viel Milch erzeugt wird, der 
directe Absatz derselben aber mit Schwierigkeiten verbunden ist und einen 
zu geringen Ertrag abwirft, empfiehlt es sich, sich auf die Butter- und 
Käse-Erzeugung zu verlegen, und was der Einzelne vielleicht nicht imstande 
ist, das vermögen viele zusammen zu unternehmen und durchzuführen, indem 
sie eine Molkerei-Genossenschaft gründen, deren Blühen und Gedeihen außer 
Zweifel gesetzt ist, sobald sie gut geleitet wird, da ja der Absatz an Milch- 
producten sich immer mehr steigert. Möge aber auch der Einzelne es nicht 
unterlassen, der Milchwirtschaft auf seinem Gute ein besonderes Augenmerk 
zuzuwenden, und sie wird sicher eine bedeutende Quelle werden, welche seinen 
Wohlstand befördern hilft. 
Das Eggen der Getreide- und Kartoffelfelder. 
Wenn auch mit einer guten Bodenbearbeitung und Düngung schon 
viel gethan ist, so ist doch eine Unterstützung der Naturkräfte durch eine 
entsprechende Pflege der Pflanzen von größter Bedeutung. Leider wird 
diese Culturmsßnahme noch vielfach vernachlässigt. 
Das Eggen der Felder im Frühjahre, welches eine Hauptmaßregel 
der Pflanzenpflege ist, ist oft schon vor dem Aufgehen der Pflänzchen noth 
wendig, nämlich dann, wenn durch heftigen Regen die Oberfläche des Bodens 
verschlemmt wurde und sich bei folgender Trockenheit eine harte Kruste ge 
bildet hat. — Dies ist bei allen Böden mit großem Feinerdegehalt eine sehr
	        
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