Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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Denkst du an die Folgezeit, 
Setze sie zehn Meter weit, 
Dazu schön auch in „Verband", 
Solches zeuget von Verstand. 
IV. 
Die Grube mache metertief, 
Den Stamm darin nicht halte schief! 
Die Rasenstückchen kommen unten, 
Den Stamm nicht allzufest gebunden; 
Denn, weil die Erde ausgehoben, 
So senket er sich mit dem Boden; 
Und, daß er nicht zu trocken werde, 
Mach schüsselförmig rings die Erde! 
V. 
Weil die Wurzel sehr gelitten, 
Werde auch die Krön' geschnitten. 
Einen Drittheil von den Zweigen 
Darfst du immerhin wegschneiden, 
Doch den Leitzweig in der Mitte 
Kürze nicht zusehr, ich bitte. 
Nach sechs Jahren solcher Zucht: 
Schöner Baum und bald auch Frucht. 
VI. 
Alte Bäume lasse Putzen, 
Sonst geht dir zurück ihr Nutzen; 
Misteln, Moos und welke Aeste 
Rasch entfernt, das ist das Beste! 
Ist das Astwerk gar zu dicht, 
So verschaff' dem Baume Licht; 
Doch wenn es soll gut gelingen, 
Halte Maß in diesen Dingen! 
VII. 
Jedes Spätjahr streiche dann 
Deine Bäum' mit Kalkmilch an; 
Das macht eine glatte Rinde, 
Ungeziefer lilgt's geschwinde. 
VIII. 
Soll der Baum viel Frucht dir geben, 
Mußt mit Dünger ihn beleben. 
Du mußt aber wohl bedenken, 
Daß sich Wurzeln tief einsenken 
Und so weit im Boden gehen, 
Als die Aest' vom Stamm abstehen. 
Drum weit vom Stamm und tief 
gedüngt, 
Soll er werden neu verjüngt! 
IX. 
Bleibt ein Baum ganz undankbar, 
Und steht leer da Jahr um Jahr, 
Ist jedoch gesund und schön, 
Laß ihn dennoch fortbesteh'n! 
Hau' ihn nicht im Zorne um, 
Sondern pfropfe dir ihn um! 
Ist der Baum jedoch zu groß, 
Nimm fürs Jahr ein Drittheil bloß! 
X. 
Hast du einen alten Baum, 
Der hervorbringt Früchte kaum, 
Doch von wohlbewährter Sorte: 
Laß ihn steh'n an seinem Orte! 
Doch die langen Aeste stutze, 
Krumme, sterbende wegputze; 
So verjüngt wird Kraft ihm bleiben, 
Daß er noch mag Früchte treiben! 
XI. 
Halt' ein Aug' auf deine Bäume! 
Siehst was Krankes, so versäume 
Nicht, die Ursach' zu erfahren, 
Dich vor Schaden zu bewahren. 
Kranke Stellen schneid' mit Fleiß, 
Bis die Wunde frisch und weiß: 
Mach' auch Längsschnitt' ins Gesunde, 
Wohl verstreiche dann die Wunde! 
XII. 
Folgst du, Freund, nun diesen Winken, 
So wird Segen viel dir blinken; 
Wird der Bäume Wert-sich zeigen, 
Wenn sie, früchteschwer, sich neigen, 
Dich erfreu'n mit süßer Kost, 
Laben auch mit gutem Most. 
Dir bringt's großen Nutzen ein, 
Andern wird's ein Vorbild sein!
	        
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