Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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und ohne Einrechnung von Krippen, Futter- und Mistgang — dürften un 
gefähr entsprechend sein. 
7. Du sollst deinen Milchkühen auch freie Bewegung gönnen. 
Thiere, die fortwährend im Stalle, zumal bei zu großer Wärme und 
schlechter Luft gehalten werden, werden geschwächt, verweichlicht und viel 
mehr allen möglichen Krankheiten, insbesondere Erkältungen und ansteckenden 
Krankheiten (Tuberculose) unterworfen als solche, die wenigstens zeitweise 
ins Freie kommen. Es wird durch die unausgesetzte Stallhaltung sonach 
die Gesundheit beeinträchtigt. Wo aber die Gesundheit nicht gesichert ist, 
da ist es auch der Ertrag nicht; nur körperlich ganz gesunde Thiere sind 
imstande, das Futter vollständig auszunützen und den größtmöglichen 
Nutzen zu gewähren. Wenn die freie Bewegung schon eine der unerläßlichsten 
Bedingungen einer gedeihlichen Entwicklung des- Jungviehes ist, so erscheint 
sie sonach auch dem Nutzvieh nothwendig und ersprießlich, und das umso 
mehr, wenn das Nutz- oder Milchvieh zugleich Zuchtvieh ist. Es ist daher 
dringend anzurathen, nicht nur Kälber, sondern auch Stiere und Kühe öfter 
herauszulassen und, soweit nicht Weidegang betrieben wird, ihnen auf einem 
schattigen Auslaufplatze im Garten oder Hof, und sei es, wenn sich schon 
sonst gar kein Raum ergibt, auch nur im Zwinger ans der Dungstätte 
mäßige freie Bewegung in frischer Luft zu gönnen. Dadurch wird auch die 
Lunge zu stärkerer Athmung angeregt und mithin der Stoffwechsel, dessen 
Ergebnis auch die Milch ist, gesteigert. 
8. Du sollst deine Milchkühe schonend und liebevoll behandeln. 
Es ist das nicht nur eine Pflicht der Menschlichkeit, sondern auch 
entscheidend für das Gedeihen der Thiere. Durch rohe Behandlung und 
Schlagen, zumal beim Melken, kommt niemals mehr heraus, im Gegen 
theile wird die Kuh für eine freundliche Behandlung sich durch erhöhte 
Milchergiebigkeit dankbar erweisen. Das Nervensystem der Milchkuh ist sehr 
erregbar, sie ist um so empfindlicher, je edler, das heißt je leistungsfähiger 
sie ist, und das alles will im Umgänge berücksichtigt sein; wer sich dagegen 
versündigt, schadet sich selbst. 
9. Du sollst deine Milchkühe angemessen gut und gleichmäßig 
ernähren. 
In der Milch geben die Kühe eine Menge Kraftstoffe, insbesondere 
Eiweißstoffe und Phosphate ab; dadurch wird ihr Organismus geschwächt 
und sie bedürfen mehr als andere Thiere der Kräftigung durch ausreichende 
und entsprechend gute Fütterung. Wo es daran fehlt und die Milchkuh nur 
so dürftig gefüttert wird, daß sie zur Erhaltung ihres Lebens selbst ihren 
eigenen Körper angreift und abmagert, da bleiben ihr natürlich wenig 
Stoffe zur Milchbildung übrig, sie kann deshalb und weil bei einer zu 
dürftigen Fütterung auch ihr Gesundheitszustand leidet, auch nur wenig 
melken; der Nutzen wird gering, das Futter nicht bezahlt. Gleich einer 
Maschine kann auch die Kuh zur größten Kraftentfaltung, das heißt zur 
höchstmöglichen Milchergiebigkeit nur gelangen, wenn sie ausreichend ,^ge- 
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