Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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3. Du sollst deine Milchkühe alltäglich sorgfältigst reinigen. 
Das Reinhalten der Thiere trügt in hohem Maße zu deren Wohl 
befinden bei und unterstützt die ganze Lebensthätigkeit. Je sorgfältiger die 
Haut durch Putzen mittelst Striegel und Kartätsche, und durch Waschen 
oder Baden gereinigt wird, desto vollständiger werden Koth, Staub und 
Schuppen, welch letztere von der Haut beständig abgestoßen werden und 
sonst deren Poren verstopfen, entfernt; die Hantausdünstung und Haut- 
athmung können jetzt um so vollständiger vorsichgehen; das aber unter 
stützt dann die Thätigkeit der Lunge wie der Nieren, erhöht das Durch- 
blutungsmaß der Haut, die Lebensenergie und damit auch die Milchprodnction. 
Ein Thier, das in Schmutz steckt und dessen Hautthätigkeit infolge Ver 
stopfung der Hautporen herabgedrückt wird, fühlt sich unbehaglich, wird 
gestört in seiner Gesundheit und beeinträchtigt in seiner Leistung. Das 
Reinhalten der Thiere hingegen trägt in hohem Maße zur Erhaltung und 
Kräftigung der Gesundheit, zur vollständigen Futteransnützung bei und er 
höht dessen Leistungsfähigkeit. Da Schmutz in der Milch auch eine Ver 
schlechterung ihrer Qualität und der aus ihr gewonnenen Molkereiproducte, 
wie eine geringere Ausbeute mit sich bringt, bei schmutzigen Kühen es aber 
nicht zu vermeiden ist, daß beim Melken Verunreinigungen in die Milch 
gelangen, ist die peinlichste Reinhaltung der Kühe auch schon eine der ersten 
Voraussetzungen jeglichen Fortschrittes auf dem Gebiete der Milchwirtschaft; 
insbesondere wird deshalb auch das Euter vor jeder Melkung sorgfältigst 
rein zu waschen, zu trocknen und dann erst zu melken sein. 
4. Du sollst deine Stallungen stets rein und trocken halben. 
Die beste Lüftung und Reinigung der Thiere selbst würde wenig 
nützen, wenn nicht die Ursachen beseitigt würden, durch welche hauptsächlich 
auch schlechte Stallgase geschaffen und der Stall verunreinigt wird: die 
Jauche und der Dünger. Auf die schädlichen Gase, welche bei der Zersetzung 
der festen und flüssigen Auswurfsstoffe frei werden, wurde bereits oben 
hingewiesen. Je länger Jauche und Dünger liegen bleiben, desto weiter 
schreiten sie in der Zersetzung vor, desto schlechter wird die Luft und un 
feiner der Stall. Ein undurchlässiger Boden in Stand und Gang, damit 
die Jauche nicht einsickert und hier gährt, ein Boden, nicht aus Holz oder 
mangelhafter Pflasterung, zum mindesten ans festgestampftem Lehm mit 
gutem Klinkerpflaster, wenn nicht zu kostspielig aus Asphalt oder Beton 
— gefurcht — ist deshalb ein Haupterfordernis für eine reine Stall 
haltung. Dieser Boden werde auch öfter gewaschen, sei nach rückwärts schwach 
geneigt, damit die Jauche in die hinter dem Stande der Thiere angebrachte, 
gleichfalls nach einer Seite hin geneigte Jaucherinne abfließe und von da 
in die außerhalb des Stalles befindliche Jauchegrube abgeleitet werde. Die 
Anlage der Jauchegrube im Stalle ist aus gesundheitlichen Gründen verwerflich, 
ebenso wie die Anlage von Doppelböden, bei denen in einer gewissen Entfernung 
über dem unteren Pflasterboden noch ein zweiter aus Pfosten zusammen 
gefügter Boden sich befindet, durch den die Jauche hindurchsickert und unter 
dem sie eine Zeit lang stehen bleibt. Eine wahre Giftquelle ist diese veraltete 
und in bäuerlichen Stallungen noch vielfach vorfindliche Einrichtung. Wenn 
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