Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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Bei Erstlingen bewirkt das Reiben des Gesäuges mit in Brant- 
wein getauchten Lappen die Milchabsonderung. 
Ferkelfresserinnen kommen nur bei den unedlen Landrassen und 
da nur bei Erstlingen vor, wenn selbe mit Fleischtheilen vor dem Ferkeln 
gefüttert wurden oder die Nachgeburt gefressen haben; daher ist die Nach 
geburt stets sogleich zu entfernen und sind gebärende Mütter strenge zu 
beaufsichtigen. Eine Züchtin, die ihre Ferkel frißt, muß von der Zucht aus 
geschlossen werden. 
Als Vorbauungsmittel gegen das Ferkelfressen hat sich bewährt: 
Buchenholzasche, Kohle, Salz und weißgebrannte, pulverisirte Knochen unter 
das Futter während der Trächtigkeit gemengt, und in den letzten Tagen 
der Trächtigkeit täglich V 2 Loth Glaubersalz in Milch aufgelöst und dem 
trächtigen Schweine eingegeben. 
Eine Gabe von 1 / 2 Pfund gebratenem Speck nach der Geburt ver 
abreicht, hat das Ferkelfressen verhindert. 
Nach der Geburt aufgeregte und unruhige Mütter, die sich 
feindselig gegen die Ferkel zeigen, sind von diesen zu trennen, durch Streicheln 
und Kratzen am Bauch und Rücken zu beruhigen und dann erst nach kurzer 
Trennung die Ferkel der Mutter an das Gesäuge unter Aufsicht zu legen 
und zu achten, daß die Mutter die Ferkel nicht beschädigt. Mit Ruhe, 
sanfter Behandlung und Geduld wird die Mutter besänftigt und dieser 
krampfhafte Zustand derselben beseitigt. 
Abkneipen der spitzen Zähnchen der Ferkel. Die Ferkel kommen, 
mit sehr spitzen Zähnen zur Welt und verursachen der Mutter beim Säugen 
Schmerzen, umsomehr, wenn sie sich um die Zitzen der Mutter streiten und 
mit den Zähnchen in die Zitzen sich einbeißen, wobei insbesondere Erstlings 
mütter aus Schmerz aufspringen und nach den Ferkeln hauen, ja hiebei, 
selbe todttreten und sogar auffressen. 
In solchen Fällen wird es zur Beruhigung der Mutter und zum 
ungestörten Säugen der Ferkel nöthig, diesen ihre spitzen Zähnchen in der 
Nähe des Zahnfleisches mit einer scharfen Zange abzukneipen. 
Pflege der säugenden Mutterthiere. Diese sind möglichst freund 
lich und schonend, nicht roh zu behandeln, weil Furcht, Erschrecken die 
Mütter aufregt, wodurch die Milch verändert wird und die säugenden Ferkel, 
erkranken oder gar sterben. 
Säugende Mütter müssen täglich viermal gefüttert werden und zwar 
zur Erzeugung von gesunder Muttermilch in genügender Menge mit Gersten 
schrot, abgerahmter Milch, gekochten Kartoffeln und Rüben. 
Der Stall muß täglich gereinigt und die Streu aus kurz geschnittenem. 
Stroh erneuert werden. Reinlichkeit befördert das Gedeihen der Ferkel. 
Pflege der Ferkel. Um den gefürchteten Durchfall der Ferkel zu. 
vermeiden, müssen die Stallungen trocken und warm sein, darf das Mutter 
schwein keinerlei gesäuertes oder saures Futter, desgleichen die Ferkel weder 
säuerliches noch kaltes Futter erhalten. Die 14 Tage alten Ferkel sollen 
zur Schonung der Mutter für sich in einem Nebenstalle, zu welchem vom 
Mutterstalle durch Oeffnungen die Ferkel gelangen — durchschlüpfen — 
können, oder außer dem Stalle mit lauwarmer süßer Kuhmilch und gesottener-
	        
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