Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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Nach dem Ende der Geburt werden die trockenen, warm gehaltenen 
Ferkel zur Mutter gebracht und der Korb in der Nähe des Gesäuges lang- ^ 
sam umgeleert, worauf die Ferkel rasch sich an die Zitzen anhängen und 
säugen; während die Ferkel zur Mutter gebracht werden, ist diese von der 
Wärterin durch Streicheln und Kratzen auf dem Rücken und sanftes Spielen 
mit den Zitzen zutraulich zu machen. 
Mit freundlicher, ruhiger Behandlung erreicht man viel mehr als mit 
Roheit und Ungeduld, insbesondere bei Erstlingsmüttern ist Ruhe und 
Geduld nöthig, weil dieselben unruhig und ängstlich sind und die Ferkel 
nicht immer gleich annehmen wollen. 
Obgleich die Schweinemütter recht bald ihre Jungen zärtlich behandeln, 
so kommt es doch vor, daß schwere, unbehilfliche Thiere manches Junge in 
den ersten Tagen verliegen, daher stete Aufsicht nöthig wird. 
Gegen das Erdrücken der Ferkel schützt das Anbringen einer Gallerie 
— Schranken — an drei Seiten des Stalles, 25 Centimeter hoch und 
30 Centimeter von der Stallwand entfernt, beim Niederlegen des Mutter 
schweines flüchten sich die Ferkel durch die Gallerie und können daher nicht 
an der Wand erdrückt werden; selbstverständlich müssen derlei Stallungen 
entsprechend groß sein. 
Die Strohstreu im Stalle des Mutterschweines soll kurz geschnitten 
werden, sonst verkriechen sich die Ferkel in der langen Streu, werden von 
der Mutter nicht gesehen und beim Niederlegen erdrückt. 
Nur in seltenen Fällen ist beim Geburtsvorgang eine Hilfe 
leistung erforderlich und dies nur, wenn die Eihaut bei der Geburt des 
Ferkels nicht zerreißt und so das. Ferkel eingeschlossen wird in der Eihaut, 
ausgestoßen aus dem Geburtsorgan, ersticken würde. 
In diesem Falle ist das Ferkel aus der Eihaut mittelst Zerreißen 
derselben mit den Händen zu befreien und die Eihaut sogleich zu ent 
fernen. 
Das Nichtgebärenkönnen ist äußerst selten; kommt es vor, so muß 
man mit der eingeölten Hand in den Geburtsweg eindringen und das erst 
liegende Ferkel herausziehen, die anderen Ferkel kommen dann von selbst. 
Nabelstrang, reißt dieser nicht von selbst ab, oder bleibt zulange, 
so nimmt man die Nabelschnur dicht am Bauche des Ferkels in die ge 
schlossene Hand und schneidet über der geschlossenen Faust denselben mit ^ 
einer reinen, scharfen Schere ab. 
Bei Gebärmuttervorfall und Mastdarmvorfall, welche nach 
der Geburt hie und da vorkommen, ist der Thierarzt zur Abhilfe zu rufen. 
Mangelnde Milchabsonderung tritt nur bei zu gut genährten, 
bei schlecht genährten und bei Erstlingen ein. 
Bei zu gut genährten, gemästeten Thieren gibt es keine Abhilfe; 
sie müssen von der Zucht ausgeschlossen und die Ferkel mit warmer Kuh 
milch einige Zeit aus Dnten gesäugt werden. 
Bei schlecht genährten sind diese Mütter mit Haferschrot, Roggen 
schrot, Leinsamen, Milch und gesottenen zerquetschten Kartoffeln in Breiform 
zu füttern, um die Milchabsonderung hervorzurufen und in Zukunft die ^ 
trächtigen Züchtinnen kräftiger und besser zu füttern.
	        
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